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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 282
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Gerhard Lötsch

Gemeinde und dem Stadtpfarrer geherrscht habe, und erklärte, es sei der
innigste Wunsch der ganzen Bürgerschaft, dass dieses Verhältnis sich fortsetze
und ein dauerndes werde. Weiter erklärte er, die Bürgerschaft werde,
wenn der Dekan sich innerhalb der Schranken seines religiös-kirchlichen
Berufes halte, ihm alle Achtung und Verehrung zollen, sie lasse sich aber
in Bezug auf ihr bürgerliches und politisches Verhalten keine Vorschriften
machen. Tatsächlich zog Dekan Pfeiffer nach dieser Unterredung mildere
Saiten auf, „aber der Riss war da und war nicht wieder zu heilen".40

In Achern selbst entstand eine neue Situation, als für die wachsende
Zahl der Evangelischen 1890 ein Vikar, 1892 ein Pfarrer als „Pastorationsgeistlicher
" bestellt wurden. Die Stadtgemeinde mit ihrer großen, wachsenden
Diaspora wurde von der Anstaltsgemeinde getrennt. Unter den gegebenen
vergifteten Umständen konnte in der Stadt Achern von ökumenischer
Zusammenarbeit keine Rede sein. - Über den Pfeiffer folgenden Stadtpfarrer
Julius Krug schrieb sein ehemaliger (1901-1904) Vikar Josef Schmitt:
„Er war zu meiner Zeit mehr krank als gesund, hat viel gelitten unter dem
Druck der Verhältnisse in Achern, die damals gar nicht erfreulich waren.
Ich war sein Vikar bis zu seinem Tod am 6. September 1904, blieb dann
noch einige Zeit als provisorischer Pfarrverweser. Unter den Folgen der
Überanstrengung in Achern litt ich Jahre lang."41

In der Illenau lösten sich evangelische wie katholische Pfarrer verhältnismäßig
rasch ab 42 Immer wieder betonten die Akten wie das „Tagebuch
von Illenau" den konfessionellen Frieden in der Heil- und Pflegeanstalt.
Als „Pastorationsgeistlicher" für die Evangelischen außerhalb der Anstalt
kam 1903 Karl Spitzer nach Achern.43 Zwei Jahre später wurde die „Diasporagenossenschaft
" zur Kirchengemeinde erhoben; Karl Spitzer erhielt
den Titel „Stadtpfarrer". Achern (ohne die Illenau) zählte damals 2924 katholische
und 744 evangelische Einwohner. Zum evangelischen Kirchspiel
gehörten neben Achern 17 weitere Orte, darunter auch Renchen.

Dem katholischen Stadtpfarrer Julius Krug folgte 1906 Dr. Chrysosto-
mus Huck.44 Er war noch keine zwei Jahre im Amt, als die rührige evangelische
Gemeinde den Grundstein ihrer Kirche legte. Chrysostomus Huck
überbrachte den Gruß der katholischen Gemeinde: „Unter Hochachtung
fremder religiöser Überzeugung möge uns alle das Band jener Liebe umschlingen
, die von Christus ausgeht, dem Sohn des lebendigen Gottes, dessen
Namen der Neubau tragen soll. Ich schließe meine Wünsche in den
Satz: Zur Ehre des lebendigen Gottes, zum Frieden und Trost aller Menschen
, die wahrhaft guten Willens sind."

Karl Spitzer war der (historisch falschen) Ansicht, der Protestantismus
gehe auf die iro-schottische Mission zurück und sei demzufolge älter und
authentischer als die katholische Kirche. Die keltischen Kreuze an den
Giebeln der Christuskirche sind sichtbare Zeichen seiner Überzeugung.
Die Frage, wieweit Karl Spitzer die eigentliche Aussage dieser Kreuze


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