Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 354
(PDF, 145 MB)
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Bernhard Wink

Im Falle der weiblichen Figur kaum noch sichtbar, sind sie jedoch auch
stilistisch im Vergleich mit der differenziert dargestellten Rückenfigur im
zweiten Bild (Abb. 12) als Zusätze erkennbar. Eventuell stellen sie eine
Übermalung präexistenter Figuren dar. Auch der runde Turmaufsatz mit
Zinnen auf dem Torgebäude des zweiten Bildes ist stilistisch klar von der
detaillierten Ausführung der Architekturgruppe unterscheidbar. Die Figur
des Mönches im dritten Bild wurde in Gesicht und Händen pastos deckend
übermalt. Weitere jedoch geringfügige Ausbesserungen befinden sich z.B.
im unteren Bereich des dritten Bildes am Steilufer links. Im vierten Wandbild
konnten außer der Übermalung der Himmelsfläche keine Übermalungen
festgestellt werden.

Offene Fragen

Durch die Unterscheidung der Bildebene der Entstehungszeit einerseits
und der Bildebene der Übermalungen andererseits kann so mancher stilistische
Bruch erklärt werden. Es bleiben jedoch die meisten Fragen offen, da
eine vollständige Erfassung aufgrund der sehr reduzierten Substanz sowohl
des Originals als auch der Übermalungen nicht möglich ist. So manches
Detail, was aufgrund seiner schlichten und profanen Wirkung die primäre
illustrative Bedeutungsebene der Wandbilder unterstützte, ist jedoch als
spätere Hinzufügung entlarvt worden. So kann den Bildern eine ihnen
eigene, in der Entstehungszeit begründete weiterführende Bedeutung nicht
abgesprochen werden. Es erscheint daher sinnvoll, sich dem Gemäldezyklus
in der abschließenden Bewertung der Darstellung und Funktion mit
einer gewissen Vorsicht und Offenheit zu nähern.

Anmerkungen

1 In der Nische neben dem Turm befindet sich eine Inschrifttafel mit folgendem Text:
„Anno Domini 1384 XII Calendas Maij inceptus est circuitus huius civitatis" = „Im
Jahre des Herrn 1384, am 12. Mai, wurde mit der Ummauerung dieser Stadt begonnen
."

2 Im Italien des 18. Jahrhunderts begegnet man vielen Beispielen landschaftlicher Wandbilder
in Art des „vedutismo scenografico", so in der Villa Pompei Carlotti in Uasi/Ver-
ona (Tommaso Porta, 1765), der Villa del Poggio Imperiale in Florenz (umgebaut Ende
18. Jahrhundert), aber auch schon früher, z.B. im Spiegelsaal des Gartenpalasts der
Gonzaga in Sabbioneta/Mantova (erbaut 1578-88) mit vier Jagd- und Landschaftsszenen
(kunstgeschichtlich noch ungeklärter Thematik)

3 Am Eingang zur Grottenkapelle im Erdgeschoss des Turms befindet sich innen über
der Türe das Monogramm von Abt Benedikt Rischer, ausgeführt als Einlegearbeit mit
den hellen so genannten „Löskindeln" und dunklen blauschwarzen Kobalterzbrocken
bzw. Kobaltglasschmelze. Ein weiteres Monogramm befindet sich am schmiedeeisernen
Gitter des Balkons des Belvedere im 3. Obergeschoss des Turms

4 Tusculum, lateinisch: Lieblingsaufenthalt (nach der altrömischen Stadt Tusculum)


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