Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 379
(PDF, 145 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2002/0379
379

Zur Geschichte der Lahrer
Nachrichter und Wasenmeisterei

Helmuth Lehmann

Im Jahr 1985 kaufte der Lahrer Turnverein das so genannte „Henkerhiisli"
in Lahr und baute es um. Durch den Umbau wurde das kleine Wohnhaus
der Familie Vinther mit dem großen Gewölbekeller grundlegend verändert.
Ein Wappenbild dieser Familie aus dem Jahre 1561 ist heute noch über
dem Tor zum Gewölbekeller zu sehen. Das kleine Haus dient heute dem
Lahrer Turnverein als Geschäftsstelle, das Obergeschoss als Versammlungsraum
und das schöne Kellergewölbe ist der Jugend vorbehalten. Das
„Henkerhiisli" soll einst der Lahrer Scharfrichterfamilie als Wohnung gedient
haben.

Zur Einführung: Die am Oberrhein bekannteste Scharfrichterfamilie
war die Familie Großholtz.

Cunrat Großholtz war der Erste seines Namens, seit 1473 Scharfrichter
in Zürich. Sein Enkel Heinrich, von 1516 bis 1531 ebenfalls Scharfrichter
in Zürich, fiel in der Schlacht bei Kappel/Schweiz am 11. Oktober 1531,
zusammen mit Huldreich Zwingli, dem Schweizer Reformator, und dessen
Freund Diebold von Hohengeroldseck im Kampf gegen die fünf katholischen
Landkantone.1

Die meisten männlichen Nachkommen dieser Familien deckten den Bedarf
an Scharfrichtern am Oberrhein. Sie waren tätig in Schaffhausen,
Winterthur, Mühlhausen, Stuttgart, Wiehre, einem Ortsteil von Freiburg/
Breisgau, Kippenheim, Straßburg, Memprechtshofen, Kehl, Kork, Offenburg
, Baden-Baden und Durlach, um nur einige Orte zu nennen.

Die weiblichen Nachkommen heirateten in den meisten Fällen ebenfalls
in Scharfrichterfamilien.

Alle in der Ortenau noch lebenden Menschen mit dem Namen Großholtz
stammen aus diesem Familienkreis.

Das wichtigste Handwerkszeug des Nachrichters war das Richtschwert.
Das Richtschwert wurde mit beiden Händen geführt, man nennt es deshalb
einen Zweihänder. Die gleichmäßig breiten, im Durchschnitt 85 cm langen
Klingen waren beidseitig geschliffen und an der Spitze abgerundet
oder gerade abgeschnitten. Neben dem Markenzeichen des Waffenschmiedes
waren meist der Name des Besitzers, auch oft bildliche Darstellungen,
aber zumeist Sinnsprüche eingraviert, in denen der Nachrichter redend auftritt
. So ist zum Beispiel das Richtschwert der Familie Großholtz aus
Memprechtshofen erhalten. Im oberen Drittel der Klinge ist auf der einen
Seite eingraviert:


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2002/0379