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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 443
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Faszinosum, Filou und Forschungsobjekt: Das erstaunliche Leben des Hellsehers Ludwig Kahn 443

Pariser Comeback: Die Stunde der wissenschaftlichen Parapsychologie

Ungewiss bleibt, inwieweit Ausbruch und Verlauf des Ersten Weltkriegs
die Aktivitäten Kahns unterbrochen haben. Für diese Jahre ist eine Lücke
in der biografischen Überlieferung zu Kahn festzustellen, so dass nicht zu
klären ist, ob er etwa zur Armee eingezogen wurde. Es scheint indessen
nicht ausgeschlossen, dass er auch die Kriegsjahre im Ausland, möglicherweise
in Frankreich, verbrachte. Nach Ende des Krieges zog sich Ludwig
Kahn erst einmal aus der Öffentlichkeit zurück und nahm seinen Wohnsitz
wieder in Offenburg, wo er zuerst im Haus seiner Schwester Emma Ober-
brunner in der Wilhelmstraße 15 lebte. Es kam 1919/1920 innerhalb kurzer
Zeit zu mehreren Wohnungswechseln58 und in diesen Jahren wahrscheinlich
auch zu den eingangs erwähnten Experimenten mit dem Offenburger
Arzt Dr. Hofmann. Zudem heiratete Kahn am 6. Mai 1920 mit 47 Jahren
die fast zwanzig Jahre jüngere Französin Leontine Michaut, die ihm aus
Paris nach Offenburg nachgefolgt war. Über Reisen aus diesen Jahren ist
nichts bekannt; es ist jedoch zu vermuten, dass es Kahn nicht lange in seiner
Heimatstadt gehalten hat.

Im Jahr 1920 wurde die wissenschaftliche Parapsychologie, damals
noch „wissenschaftlicher Okkultismus" genannt, in ihrer organisierten
Form erstmals auf Kahn aufmerksam.59 Mrs. Leila Boustead, eine Augenzeugin
seiner zurückliegenden Londoner Vorführungen, ihres Zeichens
Mitglied der Londoner Society of Psychical Research (S.P.R.),60 erstattete
am 1. Juni 1920 der damaligen Forschungsleiterin der Gesellschaft, Helen
Salter (1883-1959), aus ihrer Erinnerung heraus einen ausführlichen Bericht
über Kahns verblüffende Aktionen.61 Sowohl ihr Sohn als auch sie
selbst hatten Kahn noch vor dem Krieg aufgesucht und Sitzungen mit ihm
durchgeführt. In Londons Straßen hatte damals ein „sandwich-man" für
die Vorführungen des Hellsehers geworben, die dieser in einer Wohnung in
der Berners Street gegen Honorar demonstrierte. Kahn führte mit Boustead
die gleichen Versuche wie die in Freiburg gezeigten durch. Nach dem Beschriften
mehrerer Zettel in Abwesenheit des Hellsehers kam dieser wieder
in den Raum: „Aklydar came into the room and Standing several paces off
and without anything, told me to pick up one of the papers. I did so, at ran-
dom, holding it in my closed hand, and he told me the contents - a Christian
and surname, and date of birth. I then unfolded the paper. It was the
right one. The same thing happened with all the others - no mi stake being
made - and in one case where I had written a single, very uncommon
name, after giving it without hesitation, he added That, Madam, is your
daughter', which was true." Mrs. Boustead wollte Telepathie ausschließen
und konstatierte vielmehr hellseherische Fähigkeiten; für sie war Kahn „a
remarkable sensitive". Helen Salter zeigte sich grundsätzlich interessiert an
den Berichten und bat ihre Informantin deshalb um zusätzliche Auskünfte.


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