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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 470
(PDF, 145 MB)
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Peter Stein

Verhältnisse waren also weitgehend ähnlich wie bei der christlichen Aristokratie
. Je reicher die Familie, umso weiter her wurde die Braut oft hergeholt
. Auf jüdisch-deutsch verstand man unter Schiddusch eine vermittelte
Ehe. Die näheren Umstände wurden als Familiengeheimnis bestens gehütet,
und die schriftlichen Unterlagen meist vernichtet, um den beteiligten Brautleuten
später das Geheimnis nicht offen zu legen. Der Verfasser ist in der
glücklichen Lage noch im Familienarchiv die zur Eheschließung seines
1850 in Diersburg (Ortenau) geborenen, 1930 verstorbenen Großvaters
Louis Stein mit der 1857 in Ichenhausen (Bayern) geborenen, bereits 1925
dahingegangenen Großmutter Rosa Reichenberger führenden Unterlagen zu
besitzen. Da keine Kinder dieses Ehepaars mehr leben und außer dem
Schreibenden nur noch eine 91-jährige Cousine in Amerika von der dritten
Generation am Leben ist, halte ich mich zu einer Publikation für legitimiert.

Die Vermittlung

Die Korrespondenz beginnt mit einem Brief vom 14. August 1877, welchen
eine Frau Sophie Schapiro aus Ichenhausen an einen Herrn Louis
Stern in Cannstadt gerichtet hat. Es handelt sich um eine Antwort auf eine
Anfrage des Louis Stern, Ehemann der Schwester Emma von Louis Stein
in Offenburg. Louis Stern sucht für seinen Schwager eine geeignete Gattin
und hat vernommen, dass in Ichenhausen eine heiratsfähige Tochter Rosa
Reichenberger wohnt und erkundigt sich über die Familie Reichenberger.
Er erhält folgende Antwort:

Ihren Brief habe ich erhalten in Abwesenheit meines Mannes, welcher
erst in einigen Tagen heim kommt. Sie wünschen umgehend Nachricht, diese
kann ich aber so gut als mein Mann ertheilen.

Herr Reichenberger hier hat zwei Brüder in Frankfurt wohnen mit Namen
Ludwig Reichenberg und Leopold R. wohnt in Trutz, ersterer Sternstrasse
. Auch wohnt von Madame Reichenberger von hier deren Schwester
dort, ihr Mann heisst Jakob Seiler. Sie können sich nach der ganzen Familie
erkundigen und wird Ihnen ein jeder aufrichtige Mann sagen, dass Herr
Reichenberger hier, welcher Eisenhändler ist, selbst viel Vermögen hat,
und was er seiner Tochter zur Mitgift gibt, dass dieses nur von seinen eigenen
Mitteln kömmt. Ihr Herr Schwager dürfte sich gratulieren, wenn die
Sache zu Stande käme, denn das Mädchen ist ein musterhaftes in jeder Beziehung
, nicht wie jetzt häufig vorkommt so anspruchsvoll und bloss den
Vergnügungen nachgehen wällend, dabei ist es dennoch fein erzogen und
ist allgemein sehr beliebt. Ich glaube wenn Sie sich in Bälde an Herrn
Ludwig Reichenberg in Frankfurth wenden, dass sie diese Sache am
schnellsten zum Abschluss bringen können, weil Fr. Reichenberger jetz
noch in Frankfurth sich befindet.


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