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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 523
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Adelheid de Rothschild (1853-1935) und die Gründung der.

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Dr. Hettinger, der das Gebäude erst wenige Jahre zuvor erbaut hatte, befand
sich inzwischen in beträchtlichen Finanzierungsschwierigkeiten für
seine Anstalt und trennte sich deshalb von dem Haus. Am 5. Oktober 1905
kam es auf dem Notariat in Offenburg zum Kauf durch die Rothschild-Stiftung
zum Preis von 450000 Mark.19 Mit dem Gebäude erwarb die Stiftung
auch ein zwei Hektar umfassendes Waldstück, auf dem später der kleine
jüdische Friedhof der Anstalt angelegt wurde. Das von Karl Hettinger erbaute
Gebäude bestand aus einem 4-stöckigen Hauptbau, einem 6-stöcki-
gen Turm mit Treppenhaus, einem 4-5-stöckigen seitlichen Flügelbau,
einer 1-stöckigen Veranda, einem Kohlenhof, einer Garage, einer Waschküche
sowie einer Liegehalle. Die Gesamtbaukosten hatten ursprünglich
annähernd 350000 Mark betragen.20

Schon wenige Wochen später, am 15. November 1905, konnte das Rothschild
-Sanatorium eröffnet werden. Die Arbeit in der Einrichtung wurde
mit 7 Patientinnen aufgenommen. Darunter war auch „eine Patientin
christlicher Konfession", die „auf Wunsch der Großherzogin Aufnahme
fand."21 Einen Monat später waren es dann schon 14 jüdische Frauen, die
in der Kuranstalt behandelt wurden.22

Im Vorfeld der Einweihung war vor allem in der Frankfurter Presse über
das neue Sanatorium berichtet worden: Das Nordrachtal im Schwarzwald,
in dem sich die Einrichtung befinde, zeichne sich „durch eine erfrischende
Gebirgsluft, nebelfreie Lage und das Fehlen aller industriellen Betriebe
aus."23 Das Haus selbst wurde folgendermaßen beschrieben: „Das Anstaltsgebäude
, ein massiver, völlig feuersicherer Prachtbau, auf einer Terrasse
in der Mitte des Tals gelegen, entspricht in seiner Anlage, Konstruktion
und Einteilung den modernsten Anforderungen der Hygiene in weitgehendem
Maß. Es sind luftige Zimmer mit hinreichender Ventilation und
ausgerundeten Ecken, breite, helle Korridore, eine nach Süden gelegene
große Terrasse, Balkone, eigene vorzügliche Quellwasserleitung, elektrische
Beleuchtung und Zentralheizung vorhanden. Die drei Liegehallen
sind voneinander getrennt. Die Gesellschaftsräume und der Billiardsaal
bieten den Kurgästen willkommene Gelegenheit zur Konversation und Zerstreuung
nach Erledigung des täglichen Kurplans."24 Zudem befand sich
neben den 48 Krankenzimmern, Gesellschafts- und Leseräumen in dem
Haus auch eine Synagoge.25

Als erster leitender Arzt des Nordracher Rothschild-Sanatoriums wird
Dr. Markus Max Isserlin (1874-1965) genannt.26 Isserlin, der aus einer
russischen Rabbinerfamilie stammte, war vor seiner Tätigkeit in Nordrach
seit 1900 langjähriger Assistent der „Israelitischen Kuranstalt für arme Israeliten
" in Bad Soden im Taunus gewesen, einer Einrichtung, die 1886/87
ebenfalls von den Frankfurter Rothschilds gegründet worden war.27 Anscheinend
kehrte Isserlin später auch wieder an seinen früheren Wirkungsort
nach Bad Soden zurück.28


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