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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 530
(PDF, 145 MB)
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Ludwig Uibel

Trotzdem gedachten die beiden führenden Männer der Kölner Handelskammer
, Merkens und Bernhard Boisseree, nicht nur zuzuschauen, sondern
der Dampfschifffahrt eine Chance zu geben. Um das Risiko nicht allein
tragen zu müssen, suchten sie sich einen starken, erfahrenen Partner.
Den glaubten sie in den niederländischen Handelskammern gefunden zu
haben. Die Absicht der Kölner war auf eine Dampfschiffschleppfahrt gerichtet
. Geschleppt werden sollten die Lastkähne der Berufsschiffer. So
würde diesen das Vermögen und der Arbeitsplatz erhalten bleiben. Den
Fortschritt sahen sie in der Zeitersparnis, die durch die Dampfer zu erzielen
war.1

Jetzt schalteten sich Antwerpener Dampfschiffer ein in der Hoffnung,
mit den Kölnern ins Geschäft zu kommen. Doch ihre Probefahrten mit
zwei Dampfbooten überzeugten nicht.

Geschickter als die Antwerpener ging die Rotterdamer Handelskammer
unter Leitung ihres Vorstandes Vollenhoven vor: Er gründete eine Dampfschifffahrtsgesellschaft
und bot den Kölnern eine Teilhaberschaft an. In einer
Sitzung der Kölner Handelskammer unter Leitung des Oberbürgermeisters
hielt der Kunstgelehrte Sulpiz Boisseree einen Vortrag und warb
für eine Beteiligung an der niederländischen Gesellschaft. Diese wurde beschlossen
(24. April 1824) und durch den Kauf von 50 Aktien zu je 500
Gulden besiegelt. S. Boisseree war Kölner Bürger, ein Freund Goethes und
einer der führenden Köpfe des deutschen Geisteslebens jener Zeit. Seine
Meinung galt nicht nur in der Kunst, sondern auch im Wirtschaftsleben
und in der Politik der Rheinstadt.1-5

Die leitenden Männer der Rotterdamer AG. hielten dafür, das Eisen zu
schmieden, solange es warm ist und luden die maßgebenden Herren der
Kölner Handelskammer zur Generalversammlung in Den Haag ein. Zu Beginn
fuhren die Teilnehmer auf dem Dampfer „Der Seeländer" von Antwerpen
nach Rotterdam. Die unbeschreiblich schöne Fahrt beeindruckte
alle Fahrgäste. Die Kölner konnten bei dieser Fahrt auch die verantwortlichen
Techniker des Schiffes kennen lernen: den deutschen Schiffbauer
Röntgen aus Neuwied und den englischen Maschineningenieur Cockerill.
Es wurde verabredet, im kommenden Herbst (1824) das Schiff „Seeländer"
während einer Fahrt auf dem Mittelrhein bis Bingen einer echten Belastungsprobe
zu unterziehen.1

Am 30. Oktober erschien wie ausgemacht das Dampfschiff vor Köln.
An Bord befand sich die ganze Prominenz der holländischen Dampfschifffahrt
: die Techniker Röntgen und Cockerill, der Kaufmann Vollenoven desgleichen
Abordnungen aus Aachen und Lüttich. Der „Seeländer" zeigte
vor Köln seine Schlepperfähigkeit, indem er einen Lastkahn mit 2000
Zentner Ladung gegen die reißende Strömung zog, obwohl er eigentlich
nur zur Personenfahrt gebaut war. Am nächsten Tag stieg der Rhein durch
ein Moselhochwasser fast um zwei Meter. Die Strömung war die stärkste,


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