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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
82. Jahresband.2002
Seite: 565
(PDF, 145 MB)
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Der Rheineinbruc h von 1813 hei Graueisbaum

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„ Wir sehen uns genötigt, unsere Bitte höchsten Ortes anzubringen. Wir
flehen mit Tränen in den Augen um Erbarmen (4. Febr. 1812). Die unglückliche
, arme Gemeinde ist nun schon mehr als 100 Jahre durch Einbrüche
des Rheins in Not und Dürftigkeit versetzt. Sie ist schon wenigstens
dreimal zurückgebaut worden. Manchmal hat sie bis zu 10 Jahre Ruhe gehabt
(1790-1800). Aber seit drei Jahren haben wir wieder einen Rheineinbruch
. " Die Rückbauten waren dadurch nötig geworden, weil der Rhein
dabei war, den alten Standort des Dorfes zu verschlingen. Die Härten eines
Rückbaus waren nur dadurch gemildert, dass die kleinen Fachwerkhäuser
wie Zelte abgeschlagen und wieder aufgerichtet werden konnten.

Der Verzicht Tullas auf Rheinbaumaßnahmen alter Art setzten voraus, dass
er die französische Behörde von der Richtigkeit seiner Pläne überzeugen
konnte. Das gelang ihm aber nicht. Er war deshalb genötigt, die traditionellen
Rheinbaumaßnahmen wieder aufzugreifen. Auch nach dem Sturz Napoleons
und der Neuordnung Europas durch den Wiener Kongress verhinderte Frankreich
noch 25 Jahre lang die Rheinkorrektion, bis sie endlich 1840 nach Tullas
Plänen unter Zusammenarbeit von Baden und Frankreich begonnen wurde.

Die Änderung der Meinung Tullas über die Rheinbaumaßnahmen zeigte
sich in einem Erlass des badischen Innenministeriums vom 23. März 1813,
das den sofortigen Beginn des Dammbaus bei Graueisbaum anordnete
(Schreiben an das Bezirksamt Rheinbischofsheim) und forderte, dass die
Arbeiten noch vor dem Sommerhochwasser durchgeführt werden sollten.
Um die Arbeiten zu beschleunigen, wurde auch Vergabe durch Akkord angeordnet
und Frohnarbeit abgelehnt.

Am 5. Mai 1813 fand auf dem Damm bei Graueisbaum ein Augenschein
statt, an dem Oberstleutnant Tulla und die Rheinbauingenieure Bei-
senherz und Ludwig teilnahmen. Ing. Ludwig war offenbar für die Dörfer
des Murgkreises zuständig (Ulm und Greffern).

Eine Woche später genehmigte auch der Kinzigkreis den Neubau des
Dammes (11. Mai 1813). Da die Versteigerung der Baulose bereits im
April 1811 stattgefunden hatte, hätte der Dammbau sofort beginnen können
. Dem standen aber die Bedenken des Ing. Beisenherz entgegen: „ Unter
diesen Umständen (ist es) höchst gefährlich am Grauelsbaumer Damm
mit der Arbeit zu beginnen, weil kein Anschluß bei Ulm vorhanden wäre.
Schon ein mittleres Wasser hätte am Endpunkt des Dammes beginnend
nach und nach den ganzen Damm weggeschwemmt." Das Nichteinsetzen
des Dammbaus im Ulmer Bann blockierte den Beginn der Arbeiten bei
Graueisbaum. Angesichts der drohenden Gefahr und der gebotenen Eile
bemühten sich die Bürgermeister von Ulm und Schwarzach, eine amtliche
Verfügung für den Baubeginn zu erreichen. Es ist schwer zu verstehen,
dass sie damit keinen Erfolg hatten.

Beisenherz musste tatenlos zusehen, wie die wertvolle Zeit verstrich, in
der man durch Dammarbeit die Katastrophe noch hätte verhindern können.


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