http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2002/0573
Der Rheineinbruch von 1813 bei Graueisbaum
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spektor Beisenherz zu beauftragen, ein Gutachten darüber zu erstellen, „ob
die Dammarbeiten bei Ulm im Sommer 1813 wegen des Hochwassers
wirklich nicht durchgeführt werden konnten ".
In dem am 28. Januar 1815 überreichten, mehrseitigen Gutachten schilderte
Beisenherz bis ins Einzelne das Geschehen bezüglich des problematischen
Dammbaus und kam zu dem Ergebnis, dass von Seiten des Murg-
kreises versäumt wurde, die nötigen Bauarbeiten anzuordnen.
„Inzwischen (Sommer 1813) geschah im Ulmer Bann nichts, obwohl
man auch einen Notdamm hätte bauen können. " Diese Zeilen sind nur ein
kleiner, aber zentraler Ausschnitt aus dem Gutachten, das in seiner Gesamtheit
die Schuld des Murgkreises beweist.
Mit diesem Gutachten hatte Rechtsanwalt Krapf schwerwiegende Argumente
zur Hand, um die Sache der Gemeinde Graueisbaum mit Erfolg
durchzufechten. Leider brechen an dieser Stelle die Akten ab, und wir erfahren
nicht, wem die Richter in Rastatt Recht gaben.
Die Karte des Rheins zur Zeit des Dammbruchs3
Die Krautsche Karte von 1816 bietet uns die Gelegenheit, das Hochwasser
bei Graueisbaum im Jahre 1813 unter den örtlichen geographischen Verhältnissen
zu beurteilen. Vorbemerkung: Die Karte ist westorientiert!
Im Bereich von Graueisbaum treffen sich im Hauptstrom zwei nach
Westen ausgreifende Stromschleifen:
1. Der von Helmlingen kommende Strom zielt in nordwestlicher Richtung
auf die Halbinsel „Junger Grund". Dort wird er nach rechts (Ostnordost)
direkt in Richtung auf das Dorf Graueisbaum abgelenkt. Hier ist der
Hochwasserdamm am Westrand des Dorfes zugleich Rheinufer
(schwarze Linie!).
2. An diesem Dorfrand beginnt die zweite Rheinschleife. Der Strom wendet
sich nach Nordwesten. Die Wucht der Beharrungskräfte der Wassermassen
trifft die südostnordwest-orientierte Flanke des Grefferner
Wörths. Dort - genau beim „Ulmer Wörth" - durchbrachen sie 1813
den Hochwasserdamm.
Um den Damm direkt bei Graueisbaum und nördlich davon zu entlasten,
plante Tulla 1811 einen Durchstich durch die Halbinsel „Junger Grund".
Im Verlauf der späteren Rheinkorrektion schnitt der Rhein tatsächlich einen
Teil dieser Halbinsel ab. Im Verlauf der angedeuteten Korrektion wurde
der Hauptstrom soweit in westlicher Richtung verlegt, dass heute das
Rheinufer fast 900 Meter westlich des (alten) Dorfes liegt.
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