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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 61
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Franz Joseph Ritter von Büß - Reichstagsabgeordneter
in Berlin 1873-1877

Dieter K. Petri

Franz Joseph Büß darf als berühmtester Sohn der Stadt Zell a.H. gelten.
Am 31. Januar 2003 jährte sich sein 125. Todestag und im selben Jahr, am
23. März, sein 200. Geburtstag.

„Meine Herren, vielleicht der älteste Parlamentarier in diesem Haus, habe
ich nicht geglaubt, am neigenden Abend meines öffentlichen Lebens
noch bei einem solchen Gesetz auftreten und dagegen meine Überzeugung
aussprechen zu müssen."1 Als Franz Josef Büß (B.) sich mit diesen einleitenden
Worten an die Abgeordneten des Reichstags in Berlin wandte, war
er 71 Jahre alt. Der Wahlkreis Tauberbischofsheim hatte ihn mittels direkter
, gleicher, allgemeiner und geheimer Wahl in die neue Reichshauptstadt
entsandt. Mit 13.603 gegen 8.114 ließ der betagte B. als Kandidat der jungen
Zentrumspartei seinen liberalen Gegenspieler hinter sich.2

In der genannten Einleitung schwang die Genugtuung über eine langjährige
parlamentarische Tätigkeit mit, an deren Anfang die Jungfernrede
in der Zweiten Badischen Kammer zu Karlsruhe, 1837, gestanden hatte
und die als „Fabrikrede" bis in die Gegenwart Beachtung findet, weil sie
ihrer Zeit voraus war. Der andere, nicht zu überhörende Unterton zeigt den
Vorsatz, sich nicht mehr ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit zu ver-
kämpfen, weil sonst die Depression den Mann wiederum einholen könnte,
die ihn wenige Jahre zuvor zum dreimonatigen Aufenthalt in einem psychiatrischen
Krankenhaus gezwungen hatte.

Mit allzu großer Begeisterung dürfte B. nicht nach Berlin gefahren sein.
Die Hauptstadt, für die er zeitlebens gekämpft hatte, war Wien, nicht Berlin
. B. hatte eine Einigung der deutschen Lande unter der Krone des österreichischen
Kaisers vorgeschwebt. Der hatte 1806 unter dem Druck Napoleons
die deutsche Krone abgelegt. Daran wollte der historisch denkende
B. wieder anknüpfen. Dabei hatte er nicht den Eindruck, verzweifelt das
Rad der Geschichte zurück drehen zu wollen. Als Süddeutscher empfand
er eine geschichtlich gewachsene Anhänglichkeit an Österreich und eine
landsmannschaftliche Abneigung gegen Preußen.

Der Bildung des Deutschen Reiches waren die nationalen Versammlungen
in der Frankfurter Paulskirche voraus gegangen, wo B. 1849 mit seiner
Idee von der „großdeutschen" Einigung Deutschlands unter Österreichs
Kaiserkrone überstimmt wurde. In der politischen Wirklichkeit führte der
König von Preußen im Norddeutschen Bund die Länder nördlich der


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