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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 110
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HO

Arnulf Moser

zugsgebiet aus Baden und Elsass. Das badische Kultusministerium hatte
sich gegenüber Gauleiter Wagner ohne Erfolg gegen die Einrichtung von
Napolas in den ehemaligen Heil- und Pflegeanstalten Reichenau, Rufach
und Illenau gewehrt, da es in ihnen lieber Lehrerbildungsanstalten eingerichtet
hätte. Die Reichsschulen in Rufach und Illenau wurden im Herbst
1943 in Deutsche Heimschulen umgewandelt, also verstaatlicht.

Zwischen den beiden Unterrichtsleiterinnen in der Illenau, Klara Keit
für die Reichsschule, und Dr. Margret Wevers für die Mädchen-Napola,
bestanden von Anfang an Spannungen. Es sind nur sechs Südtiroler Mädchen
in die Napola übergewechselt. Dies hängt natürlich auch damit zusammen
, dass keine Schule gerne ihre besten Schüler abgibt und dass die
Ausrichtung der beiden Schulen zu unterschiedlich war. Die kleine Mädchen
-Napola zog in ein Nebengebäude, sogar bei den Mahlzeiten blieben
die beiden Schularten getrennt. Nach einem Zwischenspiel in Kloster
Schweiklberg bei Vilshofen/Bayern zogen die drei Klassen der „Nationalpolitischen
Auslesezüge" nach Hegne am Bodensee. Erst hier begann die
eigentliche Experimentierphase, in der Frau Wevers im Auftrag des Napo-
la-Inspekteurs, SS-Obergruppenführer August Heißmeyer, versuchte, eine
neue Form von Mädchen-Eliteschule zu entwickeln, die nicht einfach eine
Kopie der Jungen-Napola war, sondern sehr viel stärker musisch und sozial
ausgerichtet war.3

Die Karrieremuster der beiden Unterrichtsleiterinnen sind dabei durchaus
vergleichbar. Beide hatten bis 1933/34 Studium und Referendarzeit abgeschlossen
und standen 1934 als arbeitslose Assessorinnen da, die keine
Aussicht auf Einstellung in den Staatsdienst hatten. Vorübergehend war
Klara Keit, in Wien geboren und in Mannheim aufgewachsen, Hauslehrerin
bei der Familie des Landmaschinenfabrikanten Lanz auf Schloss Marbach
am Bodensee gewesen. In dieser Situation setzten beide auf die neuen
Organisationen des nationalsozialistischen Staates. Klara Keit wurde Leiterin
der BDM-Führerinnenschule für Nordbaden, später in gleicher Funktion
in Österreich, zuletzt BDM-Führerin im Untergau Aschaffenburg. Im
Jahre 1940 unterrichtete sie ein halbes Jahr an der Oberschule in Schwetzingen
, bevor sie, noch als Assessorin, durch das badische Kultusministerium
als kommissarische Unterrichtsleiterin nach Achern abgeordnet wurde
. Margret Wevers, in Worms aufgewachsen, trat in ein Führerschulungslager
für Erzieherinnen im Landjahr ein, war bis 1939 als Landjahrlager-
führerin im Landjahr der Mädchen tätig, wurde dann Abteilungsleiterin für
Schulung und Erziehung bei der Gauführung der NS-Frauenschaft in
Frankfurt. Im Mai 1941 kam sie an die erste Mädchen-Napola Hubertendorf
-Türnitz in Österreich und von dort nach Achern, um hier eine Mädchen
-Napola aufzubauen. Nach Kriegsende und Entnazifizierung, die für
Margret Wevers mehrere Jahre Internierung durch die Franzosen bedeutete,
wurden beide als Gymnasiallehrerinnen in Mannheim bzw. Worms wieder


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