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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 127
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Kriegsende und erste Nachkriegsjahre in einem Dorf im mittleren Kinzigtal

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gab es weitere Probleme, da sich einige Personen weigerten, Flüchtlingsfamilien
aufzunehmen. Genutzt wurden nun auch leerstehende bisher beschlagnahmte
Wohnungen oder auch Leibgedinghäuser außerhalb des Dorfes
.60 Bis August 1949 waren 60 Ostflüchtlinge nach Steinach gekommen
.61 In den folgenden Jahren gab es hier noch einige Veränderungen.

Ein weiteres Problem stellte die Entnazifizierung der Bevölkerung dar.
Die Franzosen vetrauten auf das System der Selbstreinigung. So wurde
auch in Steinach ein Ausschuss zur politischen Säuberung gebildet.62 Im
November 1946 beantragte die BCSV eine Umbildung des Säuberungsausschusses
. Daraufhin schlug der Bürgermeister dem Landrat eine neue Zusammensetzung
vor, wobei bis auf eine Person alle der BSCV angehörten.
Die Anzahl der Mitglieder war von sechs auf fünf verringert worden. Die
Umbildung wurde bewilligt und am 30. Januar 1947 teilte der Bürgermeister
drei bisherigen Ausschussmitgliedern ihre Amtsenthebung mit.63

Die Bevölkerung musste Fragebögen zur eigenen Person ausfüllen. Vor
allem die Zeit des Dritten Reiches war von Bedeutung, das Verhalten während
der Zeit des Nationalsozialismus und die Mitgliedschaften. Es gab
mehrere Durchläufe, die letzten Säuberungsbescheinigungen stammen von
1949. Viele der zuvor ausgesprochenen Einstufungen und Strafen wurden
verringert oder ganz gestrichen. Die meisten wurden als Mitläufer oder
Minderbelastete eingestuft. Viele Entscheidungen, die am Ende der Staatskommissar
für politische Säuberung des Landes Baden aussprach, wurden
durch Einspruch des örtlichen Entnazifizierungsausschusses abgemildert.
Nur wenige ehemalige NSDAP-Mitglieder, die wichtige Funktionen bekleidet
hatten, mussten sich anfangs regelmäßig auf der Kreiskommandantur
in Wolfach melden, wie auch ehemalige Angehörige der SS und Waffen
-SS. Später wurden auch sie von allen Sanktionen befreit.64

Hier ist noch anzufügen, dass am 17. September 1946 in Haslach 210
Leichen von KZ-Häftlingen der dortigen Lager exhumiert wurden. Die, die
identifiziert werden konnten, wurden in ihre Heimat überführt. 75 Tote
wurden am nächsten Tag in ein neues Massengrab umgebettet. Neben ehemaligen
NSDAP-Mitgliedern aus Haslach waren auch 10 aus Steinach verpflichtet
, dabei zu helfen.65

6. Gemeinderat und Gemeindeverwaltung

Die letzte Sitzung des nationalsozialistischen Gemeinderates fand am 15.
April 1945, also fünf Tage vor der Besetzung des Dorfes statt. Zum letzten
Mal führte Bürgermeister Xaver Neumaier den Vorsitz. Von vier Mitgliedern
des Gremiums waren nur zwei anwesend, Josef Künstle und Wilhelm
Schöner. Der Bürgermeister sprach über die derzeitige Lage und die Anordnungen
von Landrat Ludwig Wagner. Im Protokoll zu dieser Gemeinde-


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