Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 148
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Heinz Nienhaus

ten trägt, ist in einem geringen Abstand zu den Dachbalken eingeschoben
und mit einer Keilbohle geschlossen. Das breite Ende der Keilbohle ragt
entweder in den Hausgang oder vor die Giebelseite, sodass ein Nachspannen
der Decke im Bedarfsfall problemlos möglich ist. Zwischen den Fensterbändern
vor dem mächtigen eichenen Eckständer ist der Herrgottswinkel
angeordnet. Diagonal gegenüber befindet sich der Stubenofen, der von
der Küche aus beheizt wird. Die so genannte „Kunst" - eine vom Küchenherd
aus beheizte Wärmebank neben dem Kachelofen in der Stube, wie sie
beispielsweise von den benachbarten Gutachtäler Häusern bekannt ist -
kennt das Kinzigtäler Haus nicht.

Unmittelbar neben der Stube, und von hier durch eine Tür direkt zu erreichen
, befindet sich - ebenfalls an der Talseite des Hauses - die im Verhältnis
zur Stube in aller Regel relativ kleine Schlafkammer des Bauernpaares
. Hinter der Schlafkammer an der Traufseite des Hauses ist die Küche
angeordnet. Vor der Küche, etwa in der Hausmitte, biegt der Hausgang
rechtwinklig firstparallel zur Bergseite hin ab. Bei größeren Häusern wechselt
der Hausgang nochmals die Richtung. Er führt dann im parallelen Verlauf
zur Scheunentrennwand zum rückwärtigen Ausgang an der Traufseite
des Hauses, z. B. zum Abort, zum Milchhäusle, oftmals auch zu den
Schweineställen.

In der ursprünglich kaminlosen Küche sammelte sich der Rauch vom
Küchenherd und Stubenofen in einem tonnenförmigen Rauchfang, kühlte
dort ab und gelangte erst, nachdem er die in der Küche aufgehängten
Schweinehälften und Würste geräuchert hatte, über den Raum zwischen
Dachbalken und tiefer liegenden Decken von Stube und Schlafkammer ins
Freie. Die Schnittzeichnungen des Bildes 1 lassen die Rauchabzugsöffnungen
an der Trauf- und Giebelseite des alten klassischen Kinzigtäler Hauses
sehr gut erkennen. Den ca. 40 cm hohen Zwischenraum zwischen Bohlendecke
und Dachbalken nennt der Kinzigtäler Bauer auch heute noch
Rauchbühne. In einigen Gegenden des Kinzig- oder Wolftals wurde dieser
Zwischenraum zum Trocknen der Nüsse benutzt, woraus der ebenfalls gebräuchliche
Name Nussbühne resultiert. Durch den Einbau eines Kamins
infolge bauaufsichtsbehördlicher Auflagen verloren der Rauchfang und die
Rauchbühne ihre Funktion. Das führte zu Umbaumaßnahmen, in deren
Folge oftmals auch die Küche traufseitig erweitert wurde.

Den Wohn- und Schlafräumen bergseitig nachgeordnet folgen die Futtertenne
und Scheuer. An die Scheuer grenzt so gut wie immer der überdachte
Wagenschopf, der bis unmittelbar an den Berg reicht. Über diesen
Wagenschopf hinweg führt bei nahezu allen Kinzigtäler Häusern die Hocheinfahrt
auf ein großes Tor in der Mitte der Rückseite des Hauses. Dahinter
befindet sich der riesige Dachraum. In der Hausmitte verläuft eine Brücke
(Bild 1), zu deren linker und rechter Seite die Heuvorräte lagern, d. h., in
der Scheune wird das Heu vom Erdboden bis unters Dach gestapelt. Im


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