Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 151
(PDF, 99 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2003/0151
Kinzigtäler Häuser und ihre baulichen Varianten

151

verunstalten auch „Abschleppungen" oder Schopfanbauten die schmucken
Speichergebäude. Neben dem meist unästhetischen Aussehen hat dieser
Wildwuchs allerdings auch einen positiven Aspekt: Die Vorbauten schützen
das dahinterliegende ursprüngliche Holzwerk. Leider sind auch die im
Einzugsgebiet der Kinzig noch relativ häufig anzutreffenden Speicher im
starken Maße gefährdet. Sie verdienen aber nicht nur das besondere Augenmerk
der Heimat- und Denkmalschützer, sondern auch der politisch
Verantwortlichen und letztendlich der gesamten Öffentlichkeit, die sich an
den malerischen Bauwerken erfreut. Ganz ohne öffentliche Zuwendungen
für die Landwirtschaft ist diese Kulturpflege sicher nicht zu bewältigen -
was die Steuerzahler einsehen und akzeptieren sollten.

Bauliche Varianten — in der Grundkonzeption aber identisch

Die zuvor beschriebene prinzipielle Konzeption, der Aufbau, die Gliederung
und Raumaufteilung der Kinzigtäler Häuser treffen grundsätzlich und
in aller Regel für alle traditionellen Gebäude dieses Haustyps zu. Aber
auch hier gilt: keine Regel ohne Ausnahme. Schilli schreibt beispielsweise
zu diesem Haustyp: „Genau in der Mitte des Hauses führt eine Fahrbahn,
,s'Denn', vom hinteren Hang über eine Brücke durch das ,Schüredor' und
die offene, ungeteilte hintere Haushälfte auf das Dachgebälk über dem
Wohnteil."10 Schnitzer berichtet in diesem Zusammenhang ebenfalls von
der Hocheinfahrt, die auf ein großes Tor in der Mitte der Rückseite des Gebäudes
führt.11

Sicher ist diese von den beiden namhaften Hausforschern beschriebene
und auch von Schilling zeichnerisch dargestellte Hocheinfahrt, die von der
Rückseite des Hauses in die Mitte der Dachebene führt (Bild l),12 typisch
für den Kinzigtäler Haustyp. Dennoch gab es je nach Baugelände und individueller
Vorstellung der Bauern auch andere Lösungen, wie es beispielsweise
das Bild 4 belegt. Beim Fegershof am Wasser in Oberwolfach-Obertal
führt die Hocheinfahrt von der rechten Traufseite ins Haus, und zwar
nicht ins Dachgeschoss, sondern in einen Bergeraum unmittelbar hinter
dem Wohnteil des Gebäudes - eine bauliche Variante, die bei Kinzigtäler
Häusern sicher unüblich ist und eine Ausnahme darstellt.

In diesem Zusammenhang sei angemerkt, dass die Viehwirtschaft im
Fegershof am Wasser, gemessen an der Waldwirtschaft, eine eher untergeordnete
Rolle spielte. Schilli berichtet (1953), dass zum Hof ein Grundbesitz
von 88 ha gehört, aber nur zehn Stück Vieh gehalten werden.13 Das ist
gut nachzuvollziehen, wenn man sich vor Augen führt, dass sich die 88 ha
Grundbesitz in 7,15 ha Äcker, 4,40 ha Matten, 0,47 ha Weid- und Ödland
und 75,19 ha Wald aufteilen. Zum Hof gehörte schon damals eine Eigenjagd
. Der Fegershof am Wasser liegt übrigens inmitten des Gebiets der
„Bauern- und Waldfürsten", wie sie der Haslacher Volksschriftsteller und


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2003/0151