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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 165
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Kinzigtüler Häuser und ihre baulichen Varianten

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Hat das malerische Schwarzwaldhaus eine Zukunft?

Schon im Jahre 1978 resümierte Schilli: „Die Form des Schwarzwaldhauses
war nicht, ist nicht konstant. Das Haus gleicht einem lebendigen Organismus
im ständigen Umwandlungsprozeß. Der Baustoff Holz wird durch
Stein und Beton, die Stroh- und Schindeldeckung durch Ziegel und Eternit
ersetzt. Einrichtung, Feuerungsanlage und Ackergerät könnten diese Beispiele
fortsetzen. Glücklicherweise finden sich die überkommenen Haustypen
im Schwarzwald immer noch in genügender Zahl. Aber: Wie kann
man diese eindrucksvolle Hauslandschaft den zeitgemäßen Wirtschaftsund
Arbeitsformen (noch) anpassen, sie erhalten und dem Wesen dieser
Landschaft gemäß weiterentwickeln?"50 Leider müssen wir heute - nur ein
Vierteljahrhundert danach - feststellen, dass der Bestand dieser Häuser mit
beachtlichem Tempo dahingeschmolzen ist. Noch trauriger stimmt ein
Blick in den Bildteil des bereits mehrfach erwähnten 1953 erstmals erschienenen
Standardwerks von Hermann Schilli. Er macht deutlich, was
der Schwarzwaldlandschaft innerhalb des letzten halben Jahrhunderts an
landschaftstypischer traditioneller Bausubstanz verloren ging.

Nun vertreten nicht gerade wenige Agrarpolitiker und auch Landwirtschaftsfunktionäre
die Meinung, dass der noch halbwegs ursprüngliche
Rest der alten Schwarzwälder Bauernhäuser sich nicht mehr für eine zeitgemäße
landwirtschaftliche Nutzung eigne. Darüber hinaus seien auch die
hygienischen Wohnverhältnisse in vielen dieser alten Häuser den Bewohnern
nicht mehr zuzumuten. Woraus resultiert diese Auffassung, die bei
sehr nüchterner und ausschließlich wirtschaftlicher Betrachtung nicht einmal
ganz unrealistisch erscheint?

Tatsache ist, dass sich die Einkommensverhältnisse auf den Bauernhöfen
schon seit einigen Jahrzehnten beachtlich verschlechtern. Zunehmender
Kostendruck und sinkende Verbraucherpreise zwangen dazu, den Viehbestand
zu vergrößern und das Produktionsvolumen auszuweiten. „Wachsen
oder weichen" lautete die Devise der Agrarpolitiker. Als erstes wuchs
der Maschinenpark, und der verlangte nach Unterstellmöglichkeiten. Der
Platz unter dem Walmdach wurde eng und enger. Wo weder Um- noch Anbaumaßnahmen
ausreichten, musste neu gebaut werden.

Und wie so oft im Leben boten sich dem Landwirt auch hier zwei Möglichkeiten
: Er konnte die Um- und Anbauten oder gar den Neubau im traditionellen
regionaltypischen Baustil errichten oder in der Form, die von den
Aussiedlerhöfen mit dem Einheitsstall bekannt ist - einem Hallenstall mit
schwach geneigtem Dach. Dieser Hallenstall galt inzwischen als Statussymbol
und sichtbarer Beweis für eine fortschrittliche, arbeitsökonomisch
optimale und tiergerechte Milchviehhaltung. Außerdem verursachte diese
„moderne" statt der traditionellen Bauweise geringere Investierungskosten
.51


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