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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 263
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Grimmelshausenforschung im Umkreis des Historisehen Vereins für Minelbaden

263

gelehrte Artur Bechtold, der sich mit unerhörtem Fleiß und genauer Akribie
in die Materie eingearbeitet hatte. Er wandte sich unter anderem den
bis dahin kaum befragten Kirchenbüchern der Ortenauer Gemeinden zu
und veröffentlichte in diesem ersten Band die Studie „Grimmelshausen-
Einträge in den Kirchenbüchern von Oberkirch und Renchen"7. Es folgten
im nächsten Band 1912: „Nachträge zur Familiengeschichte J. J. Chr. von
Grimmelshausen"8. Es stellte sich heraus, dass Grimmelshausen eine große
Familie zu ernähren hatte, nicht nur vier Kinder, wie man bis dahin annahm
, sondern deren zehn, die ihrerseits mit Nachkommen gesegnet waren
.

In der zünftigen Literaturwissenschaft erwirbt man mit solchen genealogischen
Studien nicht allzu große Anerkennung, wenn sie nicht zu Erkenntnissen
über das literarische Werk führen. Bechtold aber hat das Interesse
und die Neugier der noch vorhandenen Nachfahren Grimmelshausen
in Renchen und anderwärts an ihrer Abstammung geweckt, mit Folgen:
Die späteren Gedenkfeiern für Grimmelshausen, die Gesellschaft der
Grimmelshausen-Freunde, die Gedenkstätten und Museen in der Ottenau
wären ohne ihren aktiven Beitrag und ihre Förderung nicht zustande gekommen
. Es sei ihnen Dank gesagt. Und Bechtolds Verdienste gewannen
noch von anderer Seite Glanz. Er ging sogleich einer der vornehmsten
Aufgaben philologischer Forschung nach, der Suche nach den literarischen
Quellen, aus denen Grimmelshausen in seinen Schriften geschöpft hatte
und deren Kenntnis ihn als belesenen und gelehrten Autor ausweisen.
Schon wenig später, im Jahr 1914, konnte Bechtold seine vielseitigen Einzelstudien
zusammenfassend in Buchform vorlegen: „Grimmelshausen und
seine Zeit", Heidelberg 1914, eine Darstellung, die bis heute der Dichte
des ausgebreiteten Materials und ihres angenehm flüssigen Stils ihren Wert
behalten hat.

Ein Dritter kam im gleichen Band der „Ortenau" 1912 hinzu, der Literaturwissenschaftler
Jan Hendrik Schölte von der Universität Amsterdam. Er
hatte sich längst bei mehreren Aufenthalten mit den geographischen und
kulturellen Gegebenheiten der Gegend vertraut gemacht und war in der Lage
, einen Überblicksartikel unter dem Titel „Die Ortenau und Grimmelshausen
" beizusteuern.9 Im Hintergrund aber stand schon sein umfassenderes
Buch „Probleme der Grimmelshausenforschung", Groningen 1912, das
nun mit dem Instrumentarium des Literaturwissenschaftlers die eigentlichen
philologischen Fragen aufwarf: Echtheit der bis dahin unter Grimmelshausens
Namen subsumierten Schriften, ihre Textgeschichte, ihre Verleger
und überhaupt die Bedingungen ihrer Entstehung.

Den Abschluss dieser stürmischen ersten Phase bildeten die Feiern zum
dreihundertsten Geburtstag Grimmelshausens in Renchen. Den Festvortrag
am Denkmal auf dem früheren Kirchhof Renchens hielt der aus Karlsruhe
gekommene Verfasser der badischen Literaturgeschichte Wilhelm Oefte-


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