Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 269
(PDF, 99 MB)
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Lorenz Oken im Spiegel seiner Briefe an den Freund Matthias Keller

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fang, worauf er sich ohne weitere Einleitung seinem Thema zuwendet: Du
kennst die Schrift von Franz Baader über das pythagoräische Quadrat. Du
weißt den Vergleich der Naturtätigkeiten, mit dem Auf- und Niedergang der
Sonne, mit dem Mittag und der Mitternacht... Im nächsten Satz beginnt er,
Baaders Thesen zu kritisieren, mit dem bedauernden Zusatz: Ich kann
nicht hegreifen, wie unser[!] Schelling, Steffens ... dieser Meinung beitraten
. Es folgt eine ausführliche Erörterung von offenen Fragen der Chemie,
verbunden mit naturphilosophischen Fragestellungen. Die Argumentation
mündet schließlich in die folgenden, für Oken typischen Sätze: Erklär mir
einmal das Leuchten des Fosfors in Stickgas nach Göttling. Es ist komisch,
wie die erklärenden Leute mit ihrem Lichtstoffe um sich werfen - und doch
haben alle unsere Kochchimisten bisher noch nichts Vernünftiges darüber
gesagt. Wenn ihnen die Natur gleichsam Ohrfeigen austeilt, sie an den
Haaren dahin zieht, wohin sie sehen sollen — so schließen sie ihre an das
tote Küchenfeuer gewöhnten Augen zu, um nicht von dem Glänze der reinen
Lichtgöttin den schwarzen Star zu erhalten. - Hier haben wir schon
den Oken, wie er später in wissenschaftlichen (und politischen) Kontroversen
auftreten wird: selbstbewusst bis hochmütig, streitbar, originell und
einfallsreich in Inhalt und Sprache; typisch auch die Verbindung von Naturwissenschaftlichem
mit Naturphilosophischem, wenn er das Leuchten
des Fosfors mit dem Glänze der reinen Lichtgöttin kombiniert. - Weil es
1 Uhr schlägt, beendet er das lange Fachgespräch mit zwei, drei persönlichen
Bemerkungen und der Aufforderung: Schreibe mir bald wieder ...
Folge meinem Beispiel nicht, ich war nachlässig, aber doch - Dein alter
L. Okenfuß (so lautete ursprünglich sein Name).

Über seine alltäglichen Lebensumstände, also etwa Wohnen, Essen und
Trinken, Tagesablauf, Vorlesungsbesuche und dergleichen erteilen Okens
Briefe keinerlei Auskünfte. Für das studentische Leben scheint er weder
Zeit noch besonderes Interesse gehabt zu haben, außer für den regen persönlichen
Austausch mit Freunden, nach denen er häufig am Ende von
Briefen fragt. Immerhin ist er (wenigstens zu Beginn seines Studiums) auf
Bälle gegangen, denn Ende 1802 schreibt er seinem Freund: Wir konnten
nie begreifen, warum du nie auf einen Ball kommst, da wir doch wöchentlich
zwei auf dem Kaufhause und auch hie und da im Pfauen haben. (Brief
Nr. 3, o. D.)4 Auch über seine Beziehung zu Lotte von Ittner lesen wir
nichts in Okens Briefen der Freiburger Zeit. Ebenso wenig erfahren wir etwas
über seine Verwandten und die Verhältnisse in seinem Heimatort
Bohlsbach oder über Offenburg, wo er das Gymnasium besucht hatte, als
er während der Semesterferien von dort an Keller schreibt. Vielmehr vermerkt
er zu Beginn dieses Briefes: Von mir hast Du wenig nötig zu wissen
— auch wäre es Zeitverlust darüber zu sudeln, da unser Freund alle unsere
Sorge fordert und unser Beten! Das wäre schrecklich, wenn ich diesen
verlieren sollte. (Offenburg, 9. Nov. 1803)


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