Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 280
(PDF, 99 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2003/0280
280

Manfred Zittel

1805) Doch Göbhardt zahlt nicht, und Oken steht wieder vor dem Nichts.
So muss er nun doch Schelling um Hilfe bitten: Länger kann ich es nicht
mehr aushalten. Ich habe es aufs Höchste kommen lassen, bis ich zum Entschluß
kam, mich mit einer Bitte an Sie zu wenden ... Bisher habe ich mich
noch immer fortgeschleppt mit Unterstützung von [zu] Hause; seit aber
der Krieg ausgebrochen, habe ich nichts mehr erhalten und in dieser Hinsicht
bleibt mir nichts, als nach Hause zu gehen. Aber jetzt stehe ich an der
Schwelle meiner Versorgung, nach der ich mit so vielen Entsagungen und
Anstrengungen gerungen habe; jetzt soll ich ablassen von dem Ziele, das in
der Hand ist und bleibt, wenn ich nur einige Zeit festhalten kann? Er fährt
fort, dass er - inzwischen Privatdozent geworden - im Privatkolleg elf zufriedene
Zuhörer habe, was bei nur 50 Medizinstudenten in Göttingen sehr
viel sei. Doch von meinen elf habe ich fünf Gratisten [Gratis-Hörer], und
die übrigen warten noch auf den Wechsel, indessen will der Kostgeber immer
vorausbezahlt sein kurz, ich bin schon seit einigen Wochen ganz
und gar ohne Geld. Er bittet daher Schelling, ihm doch wenigstens 50 Gulden
zu leihen (18. Nov. 1805) - Schelling hilft.13

Im nächsten Jahr hofft Oken, durch eine Zeitschrift, die er mit seinem
Kollegen Kieser gemeinsam herausgeben möchte, einer erneuten Misere zu
entgehen, wie er Keller schreibt: Meine Zeitschrift, die ich jetzt herausgebe
, wird mich auf immer sichern, wenn ich fleißig genug bin und immer
Zeit und Gelegenheit zum Schreiben habe. Interessant muß sie werden und
immer etwas Neues enthalten ... (15. Juni 1806). Sein sommerlicher Optimismus
ist anscheinend von einer besseren körperlichen Verfassung getragen
: Ich fühle mich jetzt gesünder als je, und wenn es so fortgeht, so verlier
ich deswegen alle Besorgnisse. Ich brauchte nur etwas mehr Bewegung
. Eine Reise, die ich vielleicht, sobald ich meine Vorlesungen geendigt
habe unternehmen werde, soll mir auch dieses geben. Es überrascht
nicht, dass Oken bei den extremen Entbehrungen und Belastungen, denen
er ausgesetzt war, Besorgnisse wegen seiner Gesundheit haben musste. Ob
er es seiner bäuerlichen Herkunft und der abhärtenden Wirkung seiner Jugendjahre
zu verdanken hatte, dass ihn eine große Widerstandsfähigkeit
dazu befähigte, viel auszuhalten und sich immer wieder ungewöhnliche
Leistungen abzuverlangen?

Die Reise, von der er in seinem Brief spricht, sollte ihn an die Nordsee
führen, um dort meeresbiologische Forschungen zu betreiben. Voller Erwartung
hatte er an Schelling geschrieben: ... so gehe ich, sobald ich von
hier abkommen kann, an die Nordsee, um da die Seeschnecken zu studieren
. Das soll eine Beute werden! (1. Juni 1806) Doch anscheinend ließ
Göbhardt wieder mit dem Geld für die erste Nummer der Zeitschrift Bey-
träge zur vergleichenden Zoologie, Anatomie und Physiologie auf sich
warten; jedenfalls konnte Oken erst im Herbst an die Nordsee aufbrechen,
wo er sich mehrere Monate auf der Insel Wangerooge aufhielt. Von dort


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2003/0280