Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 293
(PDF, 99 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2003/0293
Lorenz Oken im Spiegel seiner Briefe an den Freund Matthias Keller

293

Oken antwortete darauf am 9. November sehr ausführlich, wobei er sein
Verhalten teils zu erklären und zu rechtfertigen versucht, teils auch Fehler
eingesteht. Er schreibt: Du machst mir Vorwürfe, daß ich die Lotte nicht
gehörig behandle. Es ist wahr, ich fühle es, aber ich wurde mit Gewalt dazu
gebracht ... Im Wesentlichen sind es zwei Ursachen, die zu den Spannungen
, besonders seit seinem vorjährigen Besuch in Freiburg, geführt haben
: Als er damals bloß aus Liebe zu ihr nach Freiburg gefahren war, sei er
zunächst glücklich und zufrieden gewesen. Doch dann habe er eine Leere
in sich verspürt, die er darauf zurückführt, dass sie durchaus nicht aufmerksam
auf mich gewesen sei und es gänzlich daran habe fehlen lassen,
ihm durch Kleinigkeiten Freude zu machen. Er fährt fort und kommt damit
zu seinem zweiten Kritikpunkt: Dieses von Seiten des Herzens, aber auch
von Seiten der Häuslichkeit betrug sie sich mit der gleichen Gleichgültigkeit
gegen mich. Sie habe nicht ein einziges Mal die Küche besorgt und es
auch fertiggebracht, ihm ein zerrissenes Chemisettchen [Vorhemd] zwar
von ihr gebügelt, aber ohne es von einer Näherin flicken zu lassen, auf sein
Zimmer zu schicken. Sag mir, welche Dame, die auch nur eine Idee von
Häuslichkeit hat, würde so etwas tun? In Briefen habe er ihr diesen Mangel
an Häuslichkeit (den er auf Versäumnisse der Mutter zurückführt) derb
vorgehalten, und er gibt zu, dass er wegen seines Eifers und Zorns sehr oft
zu hart wurde, doch ihre Verstocktheit habe ihn zu sehr gereizt. Als er sie
auf Mädchen in Jena und Freiburg hingewiesen habe, die sich mehr um
Häuslichkeit bemühten, glaubte sie, ich liebe sie nicht mehr ... und verlangte
wieder meine alte Liebe oder Trennung. - Am Schluss des Briefes
bittet er den Freund um Vermittlung: Rede doch mit ihr.

Dieser Brief legt die Vermutung nahe, dass Oken und Lotte nicht gerade
füreinander geschaffen waren. Oken erwartet von seiner künftigen Frau,
dass sie tüchtig im Haushalt wirken würde, was vor dem Hintergrund seines
Lebens verständlich ist, und er tendiert dazu, seine Erwartungen als
Forderungen derb zu formulieren. - Lotte von Ittner besitzt Bildung und
Gefühlskultur, aber anscheinend wenig praktische Interessen und keinerlei
Ausbildung für den Haushalt. Um eine glückliche Ehe miteinander führen
zu können, hätten sich beide wahrscheinlich mehr verändern müssen, als
ihnen möglich gewesen wäre.

Da nach diesem Brief eine Lücke von zwei Jahren im Briefwechsel mit
Keller besteht, erfahren wir über diese Zwischenzeit nur aus dem schon erwähnten
Brief Lottes vom 13. Juli 1809, dass Okens Briefe freundlich
seien und der unselige Dämon ... entflohen sei oder doch verstummt, wie
sie vorsichtig hinzufügt. Tatsächlich hatte ihre gegenseitige Liebe fürs Erste
über die Hindernisse gesiegt, und zwei Jahre nach seinem Bekenntnisbrief
schreibt Oken am 10. Dezember 1810 seinem Freund: Meine [!] Lotte
hat mir auch in ihrem vorletzten Brief geschrieben, daß sie wünscht, Du
möchtest eine Frau haben, du gingest sonst zugrunde. Wie hübsch wäre es,


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2003/0293