Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 299
(PDF, 99 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2003/0299
Unbekannte Briefe aus der Zeil der badischen Revolution

299

gen bewaffnet nach Oberkirch zogen, daran war aber der Advokat Werner22
schuld, der hat die Leute dazu verleitet, auch der Stiefvater Rüster
von der Theres war mit, nun sind die mehrsten davon in Straßburg, aber
Du kannst denken, wie es den Frauen zu Hause zu Mute ist. Ich bin nur
froh, daß Franz nicht mit gegangen ist.

Helene Peter notierte: Der gute Oncle ist mit der ganzen Familie bei
uns, er will hier abwarten, was sie in Karlsruhe beschließen.23 Es scheint,
sie haben ihn absichtlich nach Konstanz geschickt und ihm diesen schwierigen
Posten aufgetragen, ich habe gleich den ersten Augenblick gesagt,
als ich 's erfuhr, daß er nach Konstanz geschickt wurde, er hätte diese Stelle
nicht annehmen sollen. Die Konstanzer wissen doch, daß er nur in der
edelsten Absicht die Statthalterschaft angenommen hat, um großes Blutvergießen
zu verhindern und die Stadt zu retten, es wäre doch außerordentlich
, wenn sie ihm nicht Gerechtigkeit widerfahren ließen.2*

Helene Peter fuhr fort: Die Maßregeln, die itzt die Regierung ergreift,
erbittern die Menschen außerordentlich, und wird keine guten Folgen haben
. Was soll es denn geben, wenn die Untertanen ausgesogen sind, doch
genug hievon. Wir leben überhaupt in einer sehr traurigen Zeit, wer hätte
diesen Umschwung vermutet. - Doktor Habich hat sich nach Straßburg geflüchtet
, es sind sehr viele Leute deshalb betrübt und manche, habe ich gehört
, wollen keinen anderen Arzt, nur in der allergrößten Not. Seine Frau
geht auf eine Zeit nach Krozingen, sie soll sich darüber geäußert haben,
daß so wenige mit ihm ausgegangen sind — wäre es denn besser, wenn sie
mehr Leidensgenossen hätte, aber so sind die Menschen, unter uns, liebe
Mino, dieses alles gesagt.

Am 14. Juni 1848: Wir bekommen wieder Einquartierung, denke Dir
nun wieder die angenehme Bescherung, wir haben ja keinen Krieg, das
Geschwätz, daß es auf Pfingsten wieder losgehen soll, hat vermutlich die
Veranlassung gegeben, Militär requirieren zu können. Ach Gott! wie wird's
auch enden. — Hast Du auch schon gehört, daß sie in Karlsruhe Lust haben
, einen Verhafts-Befehl gegen den Oncle einzureichen. Das hat er der
Sendung nach Konstanz zu verdanken, es wird aber gewissen Leuten nicht
ganz zu ihrem Vorteil gereichen.

Am 5. Juli 1848 schrieb Helene Peter: Herr Rüster ist noch immer in
Straßburg, es ist doch traurig für diese Familie, und aber doch besser, als
wenn er in Bruchsal im Kerker sitzen müßte. Rüster ist sehr über Werner25
aufgebracht, ersterer sagt, letzterer hätte ihn so übel angeschrieben, es
sind andere auf freiem Fuß, die weit mehr graviert sind wie er, er war ja in
keinem Gefecht, am Morgen sind sie ausgegangen und Abends kamen sie
wieder zurück. Für Habich ist es auch traurig, der eine so schöne Praxis
hatte, die Leute hängen aber noch immer sehr an ihm, und wie er wieder
zurück kommt, so bekäme er wieder seine alten Patienten, er war auch gerne
hier, nur seine Frau nicht, der wäre es leid, wenn sie wieder hierher


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2003/0299