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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 344
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Karl Maier

er neben den alten eine Reihe neuer Vorwürfe an, dass das Amtshaus für
Wohnungen, Kanzlei und Registratur nicht genügend Platz biete, dass das
Kreisdirektorium ungerechte Revisionen seiner Dienstgeschäfte vornehme,
dass Kreisregierung und Amtmann ihn mit Aufgaben belasteten, die nicht
zu seinem Arbeitsbereich gehörten. Was er behauptet, belegt er als sorgfältiger
Beamter mit vielen Verweisen auf Erlasse und Verordnungen.31

Das Justizministerium aber kam Brutschins Verlangen nach Genugtuung
nicht entgegen. In einem knappen „Beschluß" teilte es ihm mit, seine Vorstellungen
seien in solchen Ausdrücken abgefasst, dass sie, würde man sie
weiterleiten, nur neue Misshelligkeiten und Spannungen zur Folge hätten.32

Als die meisten im Dorf den Amtsrevisor wohl schon vergessen hatten,
erinnerte er alle durch eine Überraschung an sich: Am 1. Oktober 1831
starb Brutschin in Offenburg, vor zehn Jahren hatte er ein Testament ver-
fasst, das nun wirksam wurde. Die Zinsen seines kapitalisierten Vermögens
erhielten seine Schwester und seine Haushälterin, nach deren Tod ging die
ganze Hinterlassenschaft an den Armenfond der früheren Gerichtsgemeinden
der Landgrafschaft Ortenau. Auf diese Weise kamen Achern, Appenweier
, Griesheim und Ortenberg in den Genuss von jeweils 2248 Gulden
und 22 Kreuzer und Ottersweier in den von 1124 Gulden 11 Kreuzer. Diese
Beträge wurden weiter aufgeteilt unter den Dörfern der Landgerichte.
Die Zinsen des Kapitals sollten armen Schulkindern und Lehrlingen „von
Professionen" zugute kommen.33

Ob es ein Hieb auf die badische Verwaltung war, dass Brutschin für seine
Guttat die alte kaiserliche Herrlichkeit zu Hilfe nahm, wissen wir nicht.
Auch der schön gedruckte Auszug aus dem Testament gibt keine Auskunft
darüber.

Als der aus der lokalen Geschichte bekannteste Name in der Reihe der
Appenweierer Beamten fällt der des Kanzlisten Franz Bernhard Ree auf.
Franz Bernhard war der Vater des berühmten Offenburger Politikers und
Bürgermeisters Gustav Ree. 1777 als Sohn des Offenburger Rehwirtes geboren
, erhielt er eine gute Ausbildung am Gymnasium seiner Geburtsstadt
und danach an der Universität Freiburg, wo er Jura studierte.34 Da ist es erstaunlich
, dass er seine Berufslaufbahn als „Skribent" am ehemaligen
Landgericht Appenweier 1807 begann, als diese Institution rechtlich schon
abgeschafft war. Die neue badische Verwaltung übernahm ihn in derselben
Funktion am Bezirksamt Appenweier, wo er bis 1813 blieb, am 30. März
quittierte er noch eine Rechnung. Später ging er nach Mainz.35

Während Franz Bernhard in Appenweier arbeitete, lebte auch sein zwei
Jahre jüngerer Bruder Gabriel im Ort. Er war wohl vom Schicksal weniger
begünstigt als der akademisch gebildete Aktuar. Er hatte das Sattlerhandwerk
erlernt und stand möglicherweise als Geselle im Dienste Michel
Schroffs, dessen Tochter Magdalena er 1806 heiratete.36 Die nächsten
zwanzig Jahre brachten ihm Unglück. 1825 musste er in ein Irrenhaus ein-


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