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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 434
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Mitteilungen

entlaufen. Eines nicht allzu fernen Tages war er dann gänzlich spurlos und
für immer von der Bildfläche verschwunden ... Im Leben der 1743 geborenen
Mutter Anna Maria Großholz geb. Walder (sie kann mit gerade 18 Jahren
keine sieben halbwüchsigen Söhne mit in die gescheiterte Ehe gebracht
haben)7 trat nunmehr (manche vermuten, er sei bereits zuvor in den Lebensweg
von Mutter und Tochter getreten) verstärkt Phillip Wilhelm Mathe
Curtis hervor. Er gab sich gerne als Onkel der späteren Madame Tus-
saud aus, was er aber objektiv nicht war. Manches deutet darauf hin, dass
er ihr leiblicher Vater war ...

Phillip Wilhelm Mathe Curtis nannte sich selbst „Arzt", „Anatom" und
„Wundarzt". Fraglich ist, wo er in einer Zeit, in der anatomische Studien
im Allgemeinen den Scharfrichtern vorbehalten waren, zu seinen Kenntnissen
gekommen war. Fraglich auch, woher der am 30. Januar 1737 im
badischen Stockach Geborene seinen Arzttitel erworben hatte. Ungeklärt
auch die Ursprünge seiner Eltern: Sein Vater Christoph Friedrich Curtius
war sicher genauso wenig Scharfrichter wie sein Sohn, sondern als Offizial
ein eher untergeordneter Beamter.

Die Mutter Elisabeth aber war eine geborene „de Maurer". Die „de
Maurer" oder „Desmorest" aber gehörten wiederum zu den ältesten
Scharfrichterfamilien Europas - wie die Heidenreich (wohl auch: Heind-
reicht), Ferey, Deibler8, Etiennes und Rochs.9

Curtis wurde lebensprägend für das Schicksal von Madame Tussaud. Er
gab bald die medizinische Profession auf, um als Wachsmodeller in Paris
sein Geld zu verdienen. Dorthin folgten Mutter und Tochter Großholz bald
nach, und dort erwarb die zukünftige Madame Tussaud (die später geschlossene
Ehe war trotz zweier Söhne nicht von allzu langer Dauer) ihre
Kenntnisse in der Modellierkunst. Während der Revolution hatte sie dabei
sicherlich nicht immer nur erfreuliche Genres abzubilden, was sie aber
wohl keineswegs erschreckt hat. So nahm sie u. a. die Totenmaske Marats
ab. Und sie soll auch sonst zahlreiche Köpfe der Opfer der Revolution in
Wachs abgebildet haben.

Und ihre Familienbande sind ihr wohl auch später in England sehr zugute
gekommen, wo sie mit den Berufsverwandten ihrer Familie, den Henkern
Ihrer Majestät, gute Kontakte pflegte. Mr. Calcraft, der britische Kollege
der Grosholz's und der Sanson's firmierte offiziell unter einem deutlich
sichtbaren Firmenschild „J. Calcraft - Boot and Shoe Maker * Execu-
tioner to Her Majesty - Stiefel- und Schuhmacher * Scharfrichter Ihrer
Majestät". So war es ihr auch in ihrer dritten Heimat London möglich, Abbilder
der Hingerichteten für ihr Gruselkabinett zu erstellen. Dies war übrigens
jener Teil des Wachsfigurenkabinetts, welcher beim Publikum den
größten Zulauf fand.

Und auch der Kontakt nach Paris zur Familie Sanson soll nicht ganz abgebrochen
sein, bis der letzte Sanson 1847 seine Profession aufgeben mus-


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