Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
83. Jahresband.2003
Seite: 467
(PDF, 99 MB)
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Buchbesprechungen und Hinw eise

467

melnd und schönwelttuerisch mit Zitter
und Alphorn daher, sondern modern und
kritisch mit Akkordeon und Saxophon.
Das Büchlein ist nämlich nur ein Auszug
aus dem umfassenden Vortragsprogramm,
mit dem sich Stefan Pflaum und Raimund
Sesterhenn bereits in Baden einen Namen
erspielt und ersprochen haben. In zwei
Tonlagen ist Pflaum ein Meister: im
mundartlichen Sprachspiel und in der humoristisch
-satirischen Pointe. So genügen
ihm im rondohaften Gedicht Mit de Zit
wenige (sieben!) Mundartwörter, um sich
kritisch mit dem Begriff der Zeit auseinander
zu setzen: Muesch mit de Zit goh! /
Mit de Zit muesch goh! / Gohsch mit de
Zit, / gohsch nit mit de Zit, / muesch goh
mit de Zit. / Goh muesch. / Jedi Zit goht
mit de Zit. / Mit de Zit goht jedi Zit. /
Muesch mit mit de Zit. / Mit de Zit muesch
mit. / Mit de Zit muesch goh. / Muesch mit
de Zit goh! (S. 57). Aber auch das Moll ist
vertreten, die schweren und tragenden Töne
: Ohe im Schnee, / unterm gläserne Mitternachtshimmel
. / S isch so still, / dass de
friersch. / S isch so kalt, / dass de d Külti
hörsch. /Hörsch d Kälti? (S. 96). Pflaums
„Kabinettstückchen" beginnen erst richtig
zu leben, wenn sie vorgetragen und musikalisch
unterstützt werden, denn „Dialekte
sind zuvorderst gesprochene Sprache
..." (S. 7). Dieses grundlegende Verständnis
von Mundart haben Pflaum und Sesterhenn
bereits konsequent auf mehreren
CDs umgesetzt: Alemannisch gege de
hcirtS, Alemannisch Hoch2, Alemannische
Haikus. Sie verlassen hierbei sprachlich
und musikalisch traditionelle, ja europäische
Wege und lassen sich inspirieren von
den fernen Klängen Asiens. Hier fließt
Pflaums Tätigkeit als Fachleiter am
„Sprachenkolleg für studierende Ausländer
" (Freiburg i. Br.) mit in seine Gedichte
ein, eine Tätigkeit, die ihn täglich mit
„Sprachen in all ihren Erscheinungsformen
" (S. 111) konfrontiert. Pflaums
Mundartlyrik begibt sich hinaus auf asphaltierte
Straßen, bleibt nicht zurück in
einer idyllisch-romantischen Bergbauernstube
. Sie führt dem Leser und Hörer den
oft abgestraften Begriff der Heimat aus einem
modernen und kritischen Blickwinkel
vor: Heimat / im Muul vun de Großgo-
schete / isch Mord! (S. 81), der eher auf
Heinrich Heines ironische Brechungen als
auf Joseph von Eichendorffs erzwungene
Versöhnlichkeiten ausgerichtet ist.

Ewald Hall

Stober, Karin: Denkmalpflege zwischen
künstlerischem Anspruch und Baupraxis
. Über den Umgang mit Klosteranlagen
nach der Säkularisation in Baden
und Württemberg. Stuttgart 2003 (Veröffentlichungen
der Kommission für
geschichtliche Landeskunde in Baden-
Württemberg, Reihe B Forschungen,
152. Band).

Wer sich um das ehemalige Prämon-
stratenser-Kloster Allerheiligen bemüht,
sollte zu diesem Buch greifen. Einerseits
beschreibt darin die Autorin sehr detailliert
den Ablauf der Säkularisation im
deutschen Südwesten: andererseits zeichnet
sie die Säkularisation und deren Folgen
bis heute sehr eindrücklich u. a. am
Beispiel des Prämonstratenserklosters
Allerheiligen (S. 153-217) auf. Die Situation
am Ende des Alten Reiches, sowie
der Ablauf der Säkularisation Allerheili-
gens werden dabei eingangs skizziert, ehe
die Verfasserin die jeweils zeitgenössische
Sicht des „Phänomens Allerheiligen" herausarbeitet
. Sodann wendet sie sich dem
praktischen Umgang mit der Klosteranlage
seit 1803 zu. Industrie-Nutzung, die
Altbauten als Ressource sowie die Ankop-
pelung einer entrückten Idylle an den
Fremdenverkehr waren die Auslöser für
verschiedene Aktionen und Aktivitäten
zugunsten der Klosterruine als Denkmal
und Geschichtszeugnis bis heute. Klosterruine
und Wasserfälle sind heute zwar ein
populäres Ausflugsziel: auf wissenschaftlicher
Ebene kam die Klosterruine allein
nie über eine regionale Bedeutung hinaus.

Dieter Kauß


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