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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 11
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Wanderungsbewegungen im Umfeld der Revolution

Eröffnung einer Ausstellung und Plädoyer für ein sinnvolles
Forschungsproj ekt1

Kurt Hochstuhl

Am 5. April 1852 erschienen auf der Amtsstube in Rheinbischofsheim fünf
ärmliche Personen aus Freistett. Voller Ehrfurcht und Bescheidenheit trugen
Georg Klotter, Georg Walter, Philipp Schmidt, David Fischer und Georg
Müller, allesamt Landwirte, dem Oberamtmann ihr Anliegen vor. Sie
wollten mit ihren Familien ihre alte Heimat verlassen und in der Fremde,
in Nordamerika, ihr weiteres Glück suchen. Dafür benötigten sie nur noch
die obrigkeitliche Erlaubnis. Mit ihrer Heimatgemeinde seien sie - so die
Auswanderungslustigen gegenüber dem großherzoglichen Beamten - bereits
handelseinig geworden. Diese habe sich bereit erklärt, die Überfahrtskosten
zu tragen, von Freistett bis Mannheim mit Pferdewagen und Eisenbahn
, von Mannheim bis Rotterdam mit Rheindampfschiffen und von Rotterdam
bis New Orleans mit dem Segelschiff. Darüber hinaus habe der Gemeinderat
wie der Große Bürgerausschuss beschlossen, jedem Familienvater
für die Weiterreise von New Orleans in das Innere des Landes vier Dollar
pro Familienmitglied zu geben, um den Start in der neuen Welt etwas
leichter zu gestalten.

Nach Vorzeigen einer entsprechenden vom Bürgermeister unterzeichneten
Erklärung stimmte das Bezirksamt dem Auswanderungsgesuch der
fünf Familien, die zusammen 29 Köpfe zählten, ohne irgendwelche Anstände
zu. Die so genannte Schuldenliquidation, der Termin, an dem etwaige
Gläubiger der Familien ihre Forderungen gegenüber den Auswandernden
vorbringen konnten, wurde noch im Monat April durchgeführt, die
Reisepässe von Seiten des Amtes ausgestellt und die Entlassung aus dem
badischen Untertanenverband ausgesprochen. Die Gemeinde Freistett hatte
mit dem Handelshaus und Auswanderungsagentur Huth & Companie in
Neufreistett, die sich in jenen Jahren fast gänzlich der Vermittlung und
dem Transport der Auswanderer verschrieben hatte, entsprechende Überfahrtsverträge
abgeschlossen. Als die Familien in der ersten Maihälfte
1852 Freistett verließen, taten sie dies zusammen mit einer Gruppe lediger
Männer und Frauen, die ebenfalls unter Vermittlung der lokalen Auswanderungsagentur
mit ihnen in die Fremde aufbrachen.2

Solche und ähnliche Szenen, wie die hier geschilderte, gehörten in jenen
Jahren zum Alltag. Die Auswanderung, noch wenige Jahrzehnte zuvor
überwiegend ein Einzelphänomen, war spätestens Mitte der 40er Jahre des
19. Jahrhunderts zur Massenbewegung geworden. Auch die Richtung die-


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