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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 12
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Kurl Hochstuhl

ser Auswanderung war eindeutig. Die traditionellen Auswandererländer
des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts, Polen, Russland und vor allem
die Siedlungsgebiete an der mittleren und unteren Donau, im Banat und
Siebenbürgen, waren fast vollkommen abgelöst worden von der Neuen
Welt, von Nordamerika, wohin beinahe 90 % der Auswanderer strebten.

Dass dieses Auswanderungsziel trotz der weiten Entfernung und der gefahrvollen
Überfahrt über den Ozean so attraktiv geworden war, hatte mehrere
Ursachen. Die Anziehungskraft der Länder im Osten hatte generell
nachgelassen. Der Bedarf an Einwanderern schien vorerst gedeckt, was zu
einer sukzessiven Verschärfung der Einwanderungsbedingungen führte.
Reisepässe wurden, wie im November 1833 nach Polen, nur noch im Ausnahmefall
ausgestellt und die zur Niederlassung erforderlichen Summen
bedeutend erhöht.3 Vorbei die Zeiten, als die Einwanderer die Reisekosten
ersetzt bekamen oder großzügige Vorschüsse bei ihrer Niederlassung im
Zielort erhielten, als die mit Hilfe von Werbekampagnen flächendeckend
bekannten „Existenzgründerprogramme" mit zahlreichen weiteren Vergünstigungen
wie Steuerfreiheit und Niederlassungsfreiheit die Auswanderungslustigen
aus allen Richtungen angezogen hatten.4

Die Perspektiven, die die Neue Welt dagegen boten, wurden zunehmend
attraktiver. Dazu trugen vor allem die verbesserten Reisebedingungen wesentlich
bei. Eisenbahn und Dampfboot erleichterten den Zugang zum Abfahrtshafen
, größere Segelschiffe, Schnellsegler und ab den 40er Jahren die
Dampfschiffe befuhren den Atlantik schneller und in dichteren Abständen
als je zuvor. Damit verringerte sich die Reisedauer erheblich. War 1834 ein
Segelschiff von Bremen nach New York durchschnittlich 50 Tage unterwegs
, schafften es zwei Jahrzehnte später die Schnellsegler im günstigsten
Fall in 3-4 Wochen. Sie waren damit genau so rasch am Ziel wie Dampfboote
, die auf dieser Strecke ca. 21 Tage auf See verbrachten. Die zeitliche
Verkürzung der Reise minderte zum einen das Risiko des Auswanderungsvorgangs
; wenige Jahrzehnte zuvor waren nicht selten 10 % und mehr der
Ausreisewilligen auf dem Weg in ihre neue Heimat den Strapazen der Reise
oder den vollkommen unzulänglichen hygienischen Bedingungen an
Bord der Schiffe zum Opfer gefallen. Besonders hoch war dabei die Kindersterblichkeit
gewesen.

Kürzere Reisezeiten und größere Schiffe führten nicht zuletzt zu einem
Rückgang der Reisekosten. Musste ein Erwachsener für die Überfahrt mit
Verpflegung von Amsterdam nach New York um 1817 mindestens 170 fl.
entrichten, so kostete eine entsprechende Passage Mitte der 40er Jahre um
die 50 fl. Als weiterer auslösender oder doch zumindest die Auswanderung
fördernder Faktor ist die wachsende Fülle verfügbarer Informationen über
das Auswanderungsziel zu nennen. In den seltensten Fällen beruhten die
Kenntnisse der Emigranten über die Verhältnisse im Auswanderungsland
auf eigener Anschauung und Erfahrung. Sie wurden wesentlich bestimmt


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