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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 18
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Kurt Hochstuhl

knüpfen. Dies macht nicht nur Sinn aus Sicht der zahlreichen Familienforscher
diesseits und jenseits des Ozeans, die bei der Suche nach Auswanderern
oftmals an der Bruchstelle der Atlantiküberfahrt scheitern. Denn die
Spurensuche hat in beide Richtungen zahlreiche Klippen zu überwinden.
Stellen wir uns z. B. den Andreas Huschle aus Zusenhofen vor, wie er dem
amerikanischen Einwanderungsbeamten im Jahre 1852 in seinem badisch-
alemannischen Dialekt beizubringen sucht, woher er, seine Frau und die
acht Kinder kommen. Sicher hatte dieser von „Zussehofe" noch nie etwas
gehört, und wird nach mehrmaligem Nachfragen froh gewesen sein, dass
ihm Andreas Huschle dann mit Baden ein Gebilde anbot, das er zwar auch
nicht kannte, wovon er aber wusste, dass es existiert, und - was vielleicht
das Wichtigste in diesem Augenblick war - er somit die entsprechende Rubrik
im Einreiseformular ausfüllen konnte. Daher kommt es auch, dass das
Stadtarchiv Baden-Baden heute mit die meisten Anfragen zur Auswanderung
erhält.13

Doch zurück zu unserem Forschungsprojekt und einigen Begründungen,
weswegen wir mit dem Zeitraum zwischen 1840 und 1860 beginnen wollen.

L. Wurde in jenem Zeitraum die transatlantische Auswanderung zu
einem tatsächlichen Massenphänomen. Hatten zwischen 1840 und 1847
jährlich durchschnittlich 2.565 Personen Baden verlassen, so schnellte diese
Zahl unter dem Eindruck der nachfolgenden Agrar-, wirtschaftlichen
und politischen Krisen in der Folgezeit deutlich nach oben, auf Spitzenwerte
zwischen 15.000 und 20.000 in den Jahren 1852-1856.

2. Änderte der Staat - wie schon erwähnt - unter dem Eindruck der
massenhaften Auswanderungslust seine Auswanderungspolitik, deren Ziel
bis in die 40er Jahre hinein eher die Verhinderung von Auswanderung war.
Nunmehr wurde sie abgelöst von einer eher staatlichen Auswandererfürsorge
und einer fördernden Auswanderungspolitik. Für jene Jahre muss
man allerdings mit dem an sich positiven Begriff der Aus Wandererfürsorge
vorsichtig umgehen, wurde doch die Auswanderung zunehmend als Mittel
der staatlichen Sozialpolitik instrumentalisiert.

Die in Baden für 1849 und 1850 genehmigte Summe von jeweils
50.000 fl. zur Unterstützung der Auswanderung diente sicher in erster Linie
dazu, jenen Gemeinden, welche den Gemeindeaufwand einschließlich
der Armenunterstützung nicht mehr selbst bestreiten können, die Auswanderung
in Gegenden möglich zu machen, wo die Arbeit einen reichlichen
Lohn findet, wie eine Denkschrift des badischen Innenministeriums vom
Januar 1849 ausführte. Mit dem staatlich finanzierten Abschub ganzer Gemeinden
hoffte man jedoch auch, die staatliche Armenunterstützung, die
bei Zahlungsunfähigkeit der Gemeindekassen subsidiär einspringen musste
und allein im Zeitraum von 1845 bis 1847 um mehr als das Doppelte angestiegen
war, spürbar zu entlasten. Darüber hinaus rechnete man mit Kosteneinsparungen
in anderen Bereichen der öffentlichen Daseinsvorsorge. Die


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