Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 34
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Martin Ruch

keinen Grund zu nennen, es würde auch niemand über ihn klagen. „Ob
er nicht wüßte, daß die Zigeuner und Gauner aus dem ganzen Römischen
Reich verbannt, so daß man, wenn man sie ertappt, auf das Schärfste am
Leben strafte? Das wüßte er nicht. Vermeine nicht, daß man ihn am Leben
strafen könne, wenn er nicht stehle." Und dann die ehrliche und realistische
Antwort auf die Frage, warum er denn „in dem liederlichen Zigeunerleben
herumziehe? Müßte wohl, weil man ihn nirgends zum Arbeiten
nehme!"

Nun wird Josef Berger verhört, ungefähr 25 Jahre alt, katholisch und geboren
in „Reschwo bei Fortlouis". „Ob er noch seine Eltern habe? Nein.
Sein Vater sei vor Landau umkommen, sei 24 Jahre Soldat unter den Franzosen
gewesen. Seine Mutter sei ebenfalls gestorben. (...) Was sie gewesen
? Eine Heydin. Ob er Geschwister habe? Habe noch einen Bruder unter
den Soldaten bei den Österreichern, welcher Regimentstambour." Auch
Berger ist verheiratet, seine Frau Magdalena Steiner ist mit ihm gefangen
worden. Geheiratet haben sie in Schutterwald vor ungefähr 12 Jahren (was
bedeuten würde, dass er mit 13 geheiratet hätte?). Einen Beruf habe er
nicht, aber er helfe zuweilen den Bauern beim Dreschen und Kornschneiden
. Auch er arbeite meistens zwischen Freiburg und Wippertskirch. Doch
habe er sich seit kurzem in Zunsweier aufgehalten, wo er „die hitzige
Krankheit bekommen und 4 Tag gelegen. Sei zu Offenburg todkrank gelegen
, so daß er nachts um 10 Uhr mit denen Hl. Sacramenten versehen worden
sei." Er ernährt sich teils mit Arbeiten, teils mit Betteln. „Wo er am
meisten gebettelt? Lieber Gott, bald da, bald dort, wo sie etwas bekommen
. Ob er denn sicher gewesen und frei habe betteln dürfen? Nicht überall
, wohl aber um Freiburg und hier herum, nicht aber im Badischen, Nassauischen
und anderen Orten Warum nicht? Das wüßte er nicht, andere
stehlen auf sie, alsdann müssen sie es vergelten. Sie stehlen niemandem
nicht, suchen nur ihr Stück Brot." Berger hat vier Kinder, die mit ihm im
Arrest sind. Er ist sich keiner Schuld bewusst, „habe ja kein Kind beleidigt,
und eben darum habe er die Soldaten auch gar nicht gefürchtet." Und dann
die bewegende Antwort auf die obligatorische Frage, ob er denn nicht wisse
, dass sie aus dem ganzen Reich verbannt seien? „Exclamat (= ruft aus:)
Um Gottes Willen, was sollen wir tun, in den Boden können wir nicht
schlüpfen, umbringen dürfen wir uns nicht, was sollen wer denn anfangen
?" Warum er in dem gottlosen Zigeunerleben herum ziehe und nicht
auf ehrliche Weise sein Stück Brot suche? Wenn er wieder frei käme, würde
er lieber Soldat werden.

Den beiden werden die „Springer", eigens angefertigte Fußketten, angelegt
, und vier Mann müssen sie bewachen. Doch anderntags muss man
feststellen, „daß sich die 2 inhaftierten Zigeuner nicht mehr in der ge-
wahrsam befinden, sondern samt denen Springern eskapirt wären, worauf
neben denen Wächtern sofort 12 Mann befehlt worden, die Durchgegange-


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