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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 41
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,,/)! den Boden können w ir nicht schlüpfen.''

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Auch das Prämonstratenserkloster Allerheiligen, an dem der alte Zigeunerweg
vorbeiführte, hat sich aus der Verfolgung herausgehalten, wie sogar
Sagen und Legenden berichten. Wer die Allerheiligen-Wasserfälle besucht,
entdeckt heute noch eine große Felsspalte, die den Namen „Zigeunerhöhle
" trägt. Eine Sippe soll nämlich auf der Flucht vor Verfolgung in dieses
Gebiet gekommen sein und hier bei den nahezu unzugänglichen Wasserfällen
ein sicheres Versteck gefunden haben. Das Kloster duldete ihre Anwesenheit
und wies ihnen den Griesenhof als Wohnplatz an. Dafür achteten
die Zigeuner stets das Eigentum des Klosters.19

Eines der berühmten Wandbilder in der Trinkhalle Baden-Baden bezieht
sich ebenfalls auf das Kloster Allerheiligen. In ihrer Blütezeit stand die
Schule der Prämonstratenser in hohem Ansehen. Deshalb, so die Sage, war
auch Egenolf, der Sohn eines begüterten Papiermachers aus Straßburg zum
Studieren hierher gekommen. Nahe bei den Wasserfällen machten auch die
Zigeuner gewöhnlich Rast, das Kloster erlaubte es. Egenolf verliebte sich
in eine junge Zigeunerin und schenkte ihr als Zeichen der Liebe einen golden
Ring. Aber dieser Ring wurde der jungen Frau durch einen Raben entwendet
. Als der Geliebte den Verlust bemerkte, kletterte er zum Rabenhorst
empor, um den Ring wieder zu holen. Stück für Stück tastete er sich
die hohe Felsenwand empor und war dem Ziel schon nah, als der Rabe aus
seinem Nest in des Jünglings Augen pickte, und dieser in das wilde Wasser
stürzte. Zu Stein erstarrt stand die junge Frau an der Felsenwand. Dann
stürzte sie schreiend in den Wald. Niemand vermochte die Rasende zu halten
. Erst im Spätjahr fanden Beerensucher den Leichnam des Mädchen
hoch oben in einer Geröllhalde. Die Illustration dieser Geschichte ist heute
noch im Weltbad zu betrachten. Erinnern wir uns allerdings angesichts dieser
romantischen Zigeunersage auch an die Markgräflich-Badische Verordnung
vom Totschießen der Zigeuner. Sage und Wirklichkeit. ...

Die Ergebnisse der Offenburger Konferenz fanden Anwendung in verschiedenen
Dekreten, etwa 1763 im „Verbot an die aus der Statt wohnende
Burger und Wirt, weder Zigeiner noch andere verdächtige Leüt zu beherbergen
."20

Im Jahr 1765 hielt sich eine Gruppe Zigeuner in den Wäldern um Offenburg
auf. Erstmals erfahren wir in den Akten auch den Namen eines
Oberhauptes: „... dessen Anführers, des sog. Heiden Christians. Referirt
der regierende Stättmeister Bach, wasmaßen der ersagte Christian, den
seine Mitgesellen nur 'Waffenkönig nenneten, sich zu Langhurst heym Schumacher
, hauptsächlich aber zu Hochhurst bey dem sogenannten Wälterle
und in dem neuen Wirtshaus aufhalte und daselbst unter Tag der Ruhe
pflege." Es wird in dieser Angelegenheit an den Oberamtmann zu Kork geschrieben
, „damit er gemeinschaftliche Straiff mit angehe. "21

Die Zigeuner versorgten sich in den Wäldern, in denen sie lagerten, mit
Brennholz. Auch darüber entstand 1765 ein Aktenvorgang in Offenburg:


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