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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 157
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Zwangsarbeit auf dem Land im „Dritten Reich"

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Mahnmal zu lesen: An dieser Stelle wurden zwei Polen am 13. Oktober
1942 durch Nazi-Mörder ermordet. Zur Ehrbezeugung Ihres Martyrertodes
und als Zeugnis der Geschichte.

Die Zahl der in der südlichen Ortenau wegen angeblicher oder tatsächlicher
Liebschaften zu deutschen Frauen wegen „Rassenschande" ermordeten
Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter ist noch ungeklärt. Hinrichtungen
wegen verbotener Beziehungen sind bislang aus den Städten Offenburg
, Lahr sowie Haslach i. K. bekannt geworden.60 Man weiß mittlerweile
, dass ein solches, strikt verbotenes Verhältnis auch schlimme Folgen für
die beteiligten Frauen nach sich ziehen konnte. Sie mussten u. U. mit drastischen
Strafmaßnahmen rechnen, wenn sie sich mit Gefangenen einließen,
vor allem, wenn es sich um „Ostarbeiter" handelte. Dabei war es gebräuchlich
, den beschuldigten Frauen öffentlich das Haupthaar abzuscheren. Aus
mehreren deutschen Orten liegt fotografisches Material über diese demütigenden
Bestrafungen vor.61 Für die Ortenau schildert Bernd Boll einen entsprechenden
Fall: Am 6. Mai 1940 wurde in einer (vom Autor ungenannten
) Landgemeinde eine junge Frau von mehreren jungen Männern überfallen
, die ihr den Kopf kahl Schoren. Die Frau, der man ein Verhältnis mit
einem polnischen Kriegsgefangenen vorwarf, wurde danach von der Gestapo
verhört und ins Gerichtsgefängnis nach Offenburg gebracht. Nach
dreieinhalb Monaten in Untersuchungshaft und zahlreichen Verhören und
Verhandlungen wurde sie am 30. August 1940 zu vier Monaten Gefängnis
verurteilt.62 Ob es noch in weiteren Landgemeinden zu ähnlichen Vorfällen
kam, ist unbekannt. Im kollektiven Ichenheimer Ortsgedächtnis ist die Geschichte
um die ermordeten Polen durchaus präsent, tiefer gehende Recherchen
über die tatsächlichen Abläufe sind bislang jedoch noch nicht bekannt
. Auch im Heimatmuseum der Verbundgemeinde Neuried im Ortsteil
Altenheim wird das Thema „Zwangsarbeit im ländlichen Bereich" nicht
thematisiert.


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