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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 193
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2004/0193
„ Wenn ich so an meine Heimat denke, wenn ich so die Berge betrachte

193

Als Sachverständiger in Sachen Landesverrat ist Hauptmann von Rohrscheidt
anwesend. Der Vorsitzende Dr. Greulich verhängt vier Jahre Zuchthaus
und vier Jahre Ehrverlust.36

Das Urteil hat einen Vorzug: Bächle muss später nicht zum Militär,
denn Zuchthausstrafe und Ehrverlust bewirken die „Wehrunwürdigkeit"37.
Verurteilt wird er vor allem wegen vorsätzlicher Gefangenenbefreiung. Der
Reichswehrexperte meinte zwar, „jede militärische Ausbildung mit der
Waffe außerhalb der Reichswehr war objektiv geheimhaltungsbedürftig".
Er sah aber keine verräterische Absicht. Bächle hatte geschickt argumentiert
, die SS sei in Ellwangen öffentlich mit Maschinengewehren aufgetreten
, die Ausbildung sei daher allgemein bemerkt worden.

Entscheidend war, dass er nicht „ins Emigrantenlager nach Paris" ging,
„weil er es ablehnte, für die kommunistische Partei zu arbeiten." Es habe
keine ernstlichen Verratsabsichten gegeben, und die Franzosen hätten das
offenbar durchschaut. Aber er habe seinen SS-Treueeid gebrochen, das zeige
eine in hohem Maße ehrlose Gesinnung - daher waren die bürgerlichen
Ehrenrechte abzuerkennen.

Der Kripobeamte musste in der Verhandlung zugeben, Druck ausgeübt
zu haben - da zog der Reichsanwalt den Anklagepunkt „Vollendeter Landesverrat
" zurück.38

Neben dem Vorsitzenden Dr. Greulich gehören dem Gericht noch an
Landgerichtsrat Duve, Generalmajor Schmidt, SA-Oberführer Zöberlein39
und Oberstleutnant Zwade.

Strafbeginn am 22. Oktober 1937 um 15 Uhr 15. Überführung in das
Zuchthaus Brandenburg-Görden, wo Bächle am 9. November 1937 ankommt
. Im März 1938 wird er als Zeuge gegen Schlayer und Römer nach
München transportiert. Vor dem Landgericht II werden sie wegen der „Anstiftung
zum Entweichenlassen von Gefangenen" zu je einem Jahr Gefängnis
verurteilt.40

Römer hatte versucht, die Anklage in Zweifel zu ziehen. Es sei „abwegig
, daß ich als alter Soldat mir von Bächle, der nicht im Felde war, Vorschläge
für eine Flucht unterbreiten lasse."

Von Brandenburg nach Sachsenhausen

Hans Bächle verbringt nun die restlichen Jahre (die Untersuchungshaft sowie
fast ein Jahr in der Prinz-Albrecht-Straße, dem Hausgefängnis der Gestapo
, werden angerechnet) im Zuchthaus. Dort sitzen sehr viele Kommunisten
und Sozialdemokraten,41 und er beteiligt sich an den politischen
Diskussionen „über die Zukunft Deutschlands"42. Er hat engen Kontakt
mit Erich Honecker43, der sich allerdings im Zuchthaus nicht besonders
aufrecht als kommunistischer Kämpfer verhalten hat - wie zum Beispiel
Robert Havemann44.


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