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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 194
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Frank Flechtmann

Am 22. April 1940 meldet der Vorstand des Zuchthauses Brandenburg
dem Generalstaatsanwalt beim Volksgerichtshof: „Der Hans Bächle hat die
Strafe vom 22.10.1937 15 Uhr 15 bis 22.4.1940 mittags 15 Uhr 15 verbüßt
und ist nach Gestapo Berlin , Prinz-Albrecht-Str. 8 entlassen worden."

Doch er ist nicht frei, sondern vor dem Tor wartet das Auto der
Gestapo.45 Das sei ihm schon zwei Tage vorher angekündigt worden. Es
bringt ihn nach Berlin in die Prinz-Albrecht-Straße, von dort wird er in das
KZ Sachsenhausen verlegt. Das Lager mitten in Oranienburg war inzwischen
geräumt und geschlossen worden, am Ostrand der Stadt wurde
1936/37 von Häftlingen aus Emslandlagern ein Neubau errichtet. „In den
neun Jahren zwischen Aufbau und Befreiung waren insgesamt mehr als
204.000 Menschen aus fast allen Ländern Europas in Sachsenhausen inhaftiert
; davon haben über 100.000 die Zeit im Konzentrationslager nicht
überlebt."46

Der „Zugang Hans Bächle" wird auf einer Sonderliste am 30. Mai 1940
angegeben47.

Einige seiner früheren SS-Kameraden erkennen ihn - und das ist sehr
unangenehm.48 Als dann 1941 ein Aufruf ergeht, sich für den Neuaufbau
eines Konzentrationslagers im Elsass zu melden, folgt er dem Vorschlag -
und wird in Natzweiler Lagerschreiber. Im KZ Sachsenhausen wird die
Überstellung nach Natzweiler in einer Veränderungsmeldung am 21. Mai
1941 vermerkt.49 Das Lager war - unter der Bezeichnung „KL Natzweiler,
Post Rotau50 i. Elsass, Tel. 49, Amt Schirmeck-Elsass" - offiziell am 1.
Mai eröffnet worden. In Schirmeck war ein weiteres Lager. Es bestand als
so genanntes „Sicherungslager" bereits ab August 1940.

Natzweiler und die Vogesen

Wer heute das Lager besucht, kann in der Gedenkstätte51 eine deutschsprachige
Broschüre kaufen. Darin heißt es: „Das Lager Natzw eiler-Struthof,
jetzt unter Denkmalschutz, ist heute der Ort der Verschleppung, für alle
früheren Häftlinge der Konzentrationslager zusammen. Vorüberfahrende
und Pilger können es heute auf einem Gipfel der Vogesen erblicken, im
Herzen des Elsass, über dem Tal der Bruche^2, etwas höher als das Gasthaus
von Struthof^, einst bekannter Wintersportort für die Bewohner von
Strassburg. Diejenigen, die die natürliche Schönheit dieses Gipfels bewundern
, werden kaum glauben können, dass dieser Berg verflucht ist, da er
für freie Menschen die Hölle dargestellt hat. "54

Das Lager Natzweiler lag - über dem gleichnamigen Dorf - 8 km vom
Bahnhof Rotau entfernt in 800 m Höhe. Es war ursprünglich für 1.500
Häftlinge gebaut worden.

Zu Beginn des Jahres 1944 waren es noch 2.400 bis 2.800. Am 27.
April sind es 8.201 und steigt bis zum Herbst auf über 13.000 Personen.


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