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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 196
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Frank Flechtmann

auf dem Appellplatz kurz vor der Hinrichtung noch diesen Anblick geboten
bekamen. Kommandant Kramer soll den zum Zuschauen gezwungenen
Häftlingen vom Podium neben dem Galgen zugerufen haben: „Mir würde
es gar nichts ausmachen, euch einen nach dem anderen aufzuhängen wie
den da!"57

Natzweiler war ursprünglich wegen des Granitgesteins ausgewählt worden
- als Rohstoffquelle, abgebaut von billigen Arbeitskräften. Die Tätigkeit
der Häftlinge im Steinbruch war wie in anderen Lagern „Vernichtung
durch Arbeit". Hans Bächle war davon verschont - er hatte sich ja als Lagerschreiber
gemeldet. Er wollte damit auch der Heimat näher sein. Bis
nach Offenburg waren es nur 50 km Luftlinie.

Es gab Außenarbeitsstellen - in Oberehnheim (Obernai), Pelters,
Schömberg, Ellwangen58, Metz, Heppenheim und Iffezheim - und es gab
50 Außenlager in Baden, Württemberg, der Pfalz, im Elsass und im Saarland
.59

Hans Bächle war aber die ganze Zeit offenbar in Natzweiler. Er hatte
manchmal bis spät in der Nacht zu schreiben. Wenn er sich dann über das
Gelände zu „seiner" Baracke bewegte, war er in Gefahr, von den Besatzungen
der Wachtürme angeschossen zu werden. Denn sie durften bei Dunkelheit
auf alles schießen, was sich bewegte. Um nicht beschossen zu werden,
durfte er bis Mitternacht eine rote Petroleumlampe bei sich tragen.60

Briefe aus dem KZ

Die Führung legte großen Wert darauf, dass die Häftlinge sich bei den Verwandten
meldeten und ihnen mitteilten, dass es ihnen gut gehe. In mehreren
Lagerordnungen war wöchentliches oder zweiwöchentliches Briefschreiben
und Empfangen erlaubt - „ausser Russen und NN.-
Häftlingen"61. Doch manche Häftlinge legten offenbar keinen Wert auf
zensierte (d. h. oft: zerschnittene) Briefe.

Immer wieder werden Häftlinge durch die Poststelle in Natzweiler daran
erinnert, endlich an ihre Verwandten zu schreiben „dass sie sich im
Konzentrationslager Natzweiler befinden und im Rahmen der bestehenden
Bestimmungen Briefe, Pakete und Geldsendungen erhalten dürfen."62

Auch eheliche Kontakte wurden staatlich gefördert: „Es wird gebeten,
den Schutzhäftling Furio Melani (...) dazu anzuhalten, seiner Frau sofort
zu schreiben. M. hat das letzte Mal am 21. Mai geschrieben." Derartige Ermahnungen
sind häufig, die Briefe waren dann natürlich „dem Schutzhaftlagerführer
K.L. Natzweiler vorzulegen".63

Einschränkungen gab es für bestimmte Häftlingsgruppen zeitweise, wie
zum Beispiel 1942: „Auf Anordnung des Lagerkommandanten SS-Sturmbannführers
Zill vom 4.6.42 dürfen Bibelforscher, rückfällige Schutzhäftlinge
sowie Strafkompanie nur vierteljährlich schreiben und Post empfan-


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