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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 201
(PDF, 115 MB)
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Wenn ich so an meine Heimat denke, wenn ich so die Berge betrachte .

201

Die liebe Verwandtschaft

Während Hans Bächle in den verschiedenen Haftanstalten saß, schrieben
sein Mutter, seine Schwester, sein Onkel in Waldkirch und andere Verwandte
immer wieder an alle möglichen Stellen der Partei- und Staatsführung
, auch an die jeweilige Haftstätte und an die Gestapo. Es begann schon
im April 1936, 18 Tage nach Bächles Rückkehr nach Berlin: Jakob Bro-
hammer aus Waldkirch schrieb an seinen lieben Parteigenossen Rudolf
Heß und erwähnte auch später gern den Bezug der Familie zum „Stellvertreter
des Führers": Seine Frau war früher in Alexandria/Ägypten, wo Heß
geboren wurde, bei Familie Heß Kindermädchen gewesen. Doch das Büro
Heß schickte alle Briefe einfach weiter, an den Volksgerichtshof oder an
den Reichsführer-SS.

Im Juli 1937 schrieb die Mutter direkt an Himmler - und klagte die
Führung an:

Frau Margarete Bächle, Wwe., Offenburg. An den Führer der SS / Herrn
Heinrich Himmler, Berlin.

„Mein Sohn Hans Bächle (...) wurde im November 1933 bei der SS in
Ellwangen eingestellt. 1934 wurde er nach Berlin kommandiert. An Ostern
1935 hat er in seiner jugendlichen Dummheit dort zwei Gefangene befreit
und ist mit ihnen, auf alle möglichen Versprechungen hin, ins Ausland geflüchtet
. Nach allen möglichen Irrfahrten hatte er sich im März 1936 freiwillig
den deutschen Behörden gestellt. Nachdem er bereits 3/4 Jahre im
Gestappo-Gefängnis in Berlin in Haft war, kam er als Untersuchungsgefangener
nach Moabit, wo er heute noch ist. Es sind inzwischen 16 Monate
verflossen und noch immer ist keine Aussicht auf einen Verhandlungstermin
. (...) Einerseits trägt die Standarte Ellwangen auch ein Grossteil Mitschuld
. Diese hätte einen solch jungen und unerfahrenen Menschen nicht
auf solch verantwortungsvollen Posten stellen dürfen. (...) helfen Sie mir,
dass aus meinem Sohn noch ein brauchbarer Mensch werden kann, bevor
es zu spät ist. (...) Heil Hitler" (Im Nachlass)

Im April 1939 schrieb sie auch an den „Stellvertreter des Führers", Rudolf
Heß, Reichsminister ohne Geschäftsbereich:

„... In Anbetracht seiner Jugend, er ist jetzt 22 Jahre alt, und der besonderen
Umstände, die ihn zur Tat veranlassten, möchte ich Sie Herr Reichsminister
inständig bitten unserem Führer mein Gnadengesuch zur wohlwollenden
Prüfung zu unterbreiten, damit die Strafzeit meines Sohnes verkürzt
wird. Es wäre dabei zu berücksichtigen, dass mein Sohn seinen Vater
bereits mit einem Jahr im Kriege verloren hat. Im Jahre 1930 war er bereits
in der Partei und in der HJ tätig. (...)" (Im Nachlass)


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