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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 204
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Frank Flechtmann

Brückenbau, am Kurfürstendamm. Arbeitsbeginn ist der 10. Juni 1944. Er
ist als kaufmännischer Angestellter jetzt rentenversichert und zahlt Pflichtbeiträge
, bis November sind es 1302 Reichsmark.74

Bächle hat nicht erfahren, dass kurz nach seinem Arbeitsbeginn Beppo
Römer am 19. Juni 1944 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt wurde.
Er hatte mit Robert Uhrig75 eine reichsweite kommunistische Widerstandsgruppe
geleitet, die von der Gestapo im Februar 1942 zerschlagen wurde in
Tirol (15 Festnahmen), München (23 Festnahmen) und Berlin (66 Festnahmen
, darunter Beppo Römer und Werner Seelenbinder).76

„Hauptmann a.D. Dr. jur. Josef Römer" wurde im Zuchthaus Brandenburg
am 25. September 1944 hingerichtet.

Krieg und Frieden

In den nächsten Monaten reist Hans Bächle durch Europa - als freier
Mann. Einzelheiten sind weder im Bundesarchiv Berlin noch im Landesarchiv
zu finden. Er selbst gab in den Gesprächen ab 1993 an, die OT-Dienst-
stelle sei am Westkreuz gewesen (die Berliner Oberbauleitung war dort an
der Avus-Nordkurve), und er sei u. a. V2 Jahr im Leunawerk gewesen (Bitterfeld
). „Durch die Zuchthausstrafe galt ich als wehrunwürdig und kam
auch nicht zum Volkssturm."77

Am 31. Oktober 1944 wird ihm endlich das seit 1935 für jeden „Volksgenossen
" vorgeschriebene „Arbeitsbuch" ausgestellt. Als Adresse wird
darin angegeben Berlin N 54, Veteranenstr. 26. Dort wohnte Familie Ka-
schube, der Gatte war Steinsetzer und lebte wohl 1944 schon nicht mehr.78
Hans Bächle war mindestens seit Oktober Untermieter bei Mutter Kaschu-
be - und lernte dadurch die Tochter Melanie kennen.

„Am 2. Mai kamen die Russen zu uns in die Veteranenstraße", erklärt
Hans Bächle 1993. Dem Landratsamt schrieb er wegen des Antrags auf
Haftentschädigung im August 1976, „am 2.5.1945 wurde ich durch die
russische Besatzungsmacht, wie jeder andere Bürger der Stadt registriert
und nach der politischen Vergangenheit untersucht."

Am 12. Juni wird Hans Bächle Mitarbeiter des im Mai gebildeten Magistrats
von Berlin. Im Nachlass liegt eine Bescheinigung der Abteilung für
Volksbildung, Stadtrat Otto Winzer,79 vom 23. Juni 1945: „Es wird hiermit
bescheinigt, dass der Hans Bächle geb. 24.9.1916 wohnhaft Berlin N 54,
Veteranenstr. 26 im Volksbildungsamt des Magistrats der Stadt Berlin tätig
ist. Die Arbeitszeit beträgt täglich bis 9 Stunden."

Laut dem Eintrag im Arbeitsbuch ist er „Presse-Sachbearbeiter, Arb.zt.
tägl. lOStd."

Am 30. Juni heiratet er Melanie Kaschube, geboren am 15. September
1925. Trauzeuge ist Hugo Gefroi, ein Haftkamerad aus Sachsenhausen.
Dann wird ein Knabe gezeugt.


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