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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 232
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Clemens Rellin

den Wurzeln in der alten Heimat - dem „Alten Europa" - folgt, wird
dies auch professionell durchgeführt. Von der Öffentlichkeit meist
unbemerkt - in den Archiven aber bekannt - arbeiten professionelle
„Erbenermittler", die sich bei herrenlosen Vermögen, die dem Staat anheimfallen
würden, auf die Suche nach glücklichen Erben machen - gegen
prozentuale Beteiligung.1

Dieses Geschäft der „Erbenermittlung" ist freilich nicht neu. Schon im
19. Jahrhundert unmittelbar nach einer Auswanderung von Familienmitgliedern
ergab sich für die daheimgebliebenen Verwandten ein Problem:
Wie kann ein Erbe über die Entfernung zwischen Kontinenten hinweg geteilt
werden? Und wie kann ich die Verwandten in der Neuen Welt überhaupt
finden, wenn die sich nicht regelmäßig nach jedem Umzug mit
ihrem aktuellen Wohnort melden?

Für den Amtsbezirk Offenburg liegen die einschlägigen Unterlagen zur
Auswanderung aus den unteren Verwaltungsbehörden und Gerichten (z.B.
Genehmigungen) im Staatsarchiv Freiburg, die Verlassenschaftsakten (Erbschaftsangelegenheiten
) im Stadtarchiv Offenburg und im Staatsarchiv
Freiburg sowie die zugehörigen Unterlagen des Ministeriums im Generallandesarchiv
im Bestand Staatsministerium (233).

Vor allem durch Verlassenschaftsakten kann bei genauer Durchsicht in
manchen Auswanderer-Fällen Licht ins Dunkel gebracht werden. Dieser
Optimismus wird gestützt durch die Ergebnisse des kürzlich vom Stadtarchiv
Mannheim mit dem Generallandesarchiv Karlsruhe durchgeführten
Projekt zu Mannheimer Verlassenschaftsakten. Die systematische Auswertung
dieser Akten, die Erb- und Pflegschaftsangelegenheiten, Inventuren
und Teilungen, Eheverträge und Testamente enthalten, ermöglicht in bisher
nicht gekannter Genauigkeit den Einblick in soziale Prozesse und regionale
Ereignisse: Mit der Erschließung wurden „einerseits der genealogischen,
andererseits der Stadt- und regionalgeschichtlichen, nicht zuletzt aber auch
der sozial-, kultur- und rechtsgeschichtlichen Forschung überhaupt neue
Quellen von höchstem Wert zugänglich gemacht: Eine ganze Stadt macht
gleichsam Inventur, und der Benutzer erhält Einblick in die Vermögensund
Lebensverhältnisse aller sozialer Schichten, von der Armenunterstützung
beziehenden Witwe bis zum reichen Kaufmann."2

Das Projekt ergab aber auch, dass anhand dieser Quellen Informationen
zu Personen zu ermitteln waren, die sich nicht mehr in Mannheim
befanden. Gefunden wurden bisher unbekannte Zeugnisse Mannheimer
Soldaten, die unter Napoleon im Russlandfeldzug umgekommen waren,
deren Quellenwert vom Stadtarchivar als „sensationell" eingestuft wurde.

Zu diesen Verfahren existieren ebenfalls Unterlagen des Ministeriums
des Großherzoglichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten in
Karlsruhe, weil es in Zweifelsfällen aktiv wurde: sei es, dass über die Exis-


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