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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 257
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Die Abtei Schuttern: Vom Stutzpunkt zur monastischen Durchdringung der Ot tenau

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Im Friedhofsareal lagen die beigesetzten Personen in Holzsärgen, von
denen sich nur Spuren oder Abdrücke erhalten haben. Alle älteren Skelette
waren nach demselben Bestattungsritual nämlich, in Ost-West gerichteter,
gestreckter Rückenlage mit an den Seiten angelehnten Armen beigesetzt
worden.

Besondere Aufmerksamkeit verdient im Friedhofsareal eine Nord-Süd
gerichtete Mauer (10), deren Mauerwerk jenem der Klosterkirche gleicht
und somit annähernd zeitgleich entstanden war. Die Mauer, die ältere Bestattungen
überbaute, gehörte vermutlich zu einer Friedhofskapelle, deren
Ausdehnung aber nicht mehr fassbar ist. Eine mutmaßlich dazugehörige
Bestattung ist aufgrund der fehlenden Maueranschlüsse oder Bezüge nicht
mehr genau auszumachen.

Nach einer längeren Nutzungszeit umfasste eine steinerne Mauer (8),
auf einer Rollierung errichtet, die Klosterkirche und trennte sie somit vom
Friedhofsareal.

Die Datierung dieser von Anfang an ansehnlichen Klosteranlage erweist
sich als schwierig. Aus archäologischer Sicht ist die genaue Festlegung ihrer
Entstehungszeit aufgrund fehlender Nutzungshorizonte nicht möglich.
Die vom Fundmaterial gelieferte Datierung umfasst einen Zeitraum, der
sich vom 475. Jahrhundert bis vor das 9. Jahrhundert erstreckt. Die Datierungen
ergeben sich aus den ältesten nachrömischen Keramikscherben
vom Friedhofsareal sowie aus der Keramik aus dem Fußboden der Zweitältesten
Kirche. Das Ergebnis, eine Gründung, die sich in einer Zeitspanne
von vier- bis fünfhundert Jahren abgespielt haben soll, kann man nicht als
befriedigend bezeichnen. Auch die existierenden Urkunden grenzen zwar
die Entstehungszeit etwas ein, liefern aber kein gesichertes Datum. Die
propagierte Gründung des Klosters im Jahr 603 durch einen irischen oder
angelsächsischen König Offa stammt aus einer im 16. Jahrhundert aufgezeichneten
Klosterchronik. Selbst die angeblich älteste Urkunde, die König
Dagobert im Jahr 705 ausgestellt haben soll, ist längst von der Forschung
als Fälschung erkannt worden. Erst die Pirminsvita aus dem Ende des
9. Jahrhunderts kann als frühester Beleg für die Existenz des Klosters gewertet
werden. Demnach wurde Schuttern zusammen mit den Klöstern
Gengenbach und Schwarzach zwischen 746 und 753 von Pirmin nach der
Benediktinerregel eingerichtet.4 Der durch die letztgenannte Quelle gelieferte
Terminus ante quem kann durch archäologisch und historisch fundierte
Daten, die die Christianisierung und die Missionierung des Hoch- und
Oberrheins betreffen, ergänzt werden. Das entworfene Bild zeigt im
5. Jahrhundert das Erliegen der bereits existierenden Kirchenorganisation
als Folge des Zusammenbruchs des römischen Reiches; im 6. und 7. Jahrhundert
das Weiterleben des Heidentums in großen Teilen Alamanniens
bzw. das nebeneinander Praktizieren beider Glaubensvorstellungen. Erst
der fränkische König Dagobert I. (623-639) trieb die kirchliche Reorgani-


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