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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 261
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Die Abtei Schuttern: Vom Stützpunkt zur monastischen Durchdringung der Ottenau .

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Schriftbändern. Zwischen den Bändern sind zwei Episoden aus der Geschichte
von Kain und Abel wiedergegeben: die Opferszene und die Mordszene
. Die Inschriften, die nur partiell erhalten waren, wurden von Frau Dr.
Neumüllers-Klauser ergänzt bzw. rekonstruiert.8 Die Außeninschrift unterstreicht
die Interpretation der Szene, sie lautet: MUNERA ABEL EXTEN-
DIT [DEUS ACCIPIT ILLA] HIC IRATUS CHAIN OC[CIDIT FRA-
TREM IN AGRO] Abel bringt eine Opfergabe dar [Gott nimmt sie entgegen
], Chain erzürnt darüber tötet [den Bruder auf dem Feld]. Die Rekonstruktion
der fehlenden Inneninschrift lautet: LOCUS V[0]CI NOSTRAE
IN [C]ELO GRATIA SIT EXELSI MISERATIONI DEI. Der Ort für unser
Gebet ist im Himmel, Dank sei der Barmherzigkeit des höchsten Gottes.
Vom Innenfeld konnte eine stehende Person mit einem langen Gewand,
vermutlich ein hoher Geistlicher oder eine biblische Gestalt, partiell zusammengesetzt
werden. Das Mosaik lässt sich aufgrund von stilistischen
Merkmalen und der Schriftform in die Zeitspanne zwischen dem 11. und
der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts datieren.9

Der Schacht unterhalb des westlichen Randes misst einen Innendurchmesser
von 80 cm und ist mit gemauerten und verputzten Wänden versehen
. In seiner lehmigen Sohle steckte ein kleiner Eibenpfosten. Angenommen
beide Befunde, Mosaikmedaillon und Schacht, gehörten zu derselben
Installation, dann ließe ihre Lage, im Westen der Klosterkirche, eine Interpretation
als Taufanlage zu. Das Mosaikmedaillon schmückte den oberirdischen
Teil der Installation, während der Schacht als Brunnenfassung bzw.
als piscina sacra diente. Dort wurde das „lebendige Wasser" nach dem
Taufritual hineingegossen, damit es in die geweihte Erde versickerte.

Die Konventgebäude wurden im Laufe der Zeit immer regelmäßiger
um- bzw. neugebaut und gruppierten sich U-förmig um die Klosterkirche
(1,3,4,14). Unter diesen Bauten befand sich das Skriptorium, aus dem das
Evangeliar aus Schuttern hervorgegangen ist, das heute in der British Library
in London aufbewahrt wird.

Das westliche Areal vor der Klosterkirche, der Platz des alten Friedhofes
, wurde als 12 x 15,60 m großes Atrium, d. h. als nicht überdeckter Hof
gestaltet (17). Im Norden und im Süden begrenzten Mauern das Areal, das
weiterhin als Bestattungsplatz genutzt wurde (16). Eine torartige Anlage
bildete den Westabschluss (20). Die aus rechteckigen Zellen bestehende
Toranlage oder Vorhalle war auf besondere Weise fundamentiert. Sie saß
auf einem Rost aus Holzpfosten, von dem nur noch der Abdruck erhalten
ist. Von außen wirkte der vermutlich zweistöckige Bau wie ein querrechteckiger
Riegel mit einer hervorspringenden turmartigen Westfassade. Die
obere Etage konnte durch Treppen erreicht werden, die möglicherweise in
dem Nord- und Südarm untergebracht waren. In der Ostmauer öffnete sich
zum Atrium hin ein ca. 2,20 m breites Tor, das im Innenraum durch eine
baldachinartige Konstruktion flankiert wurde (21). Erst später fand eine


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