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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 285
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Pater Augustin Dornblüth als Sprachkritiker

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als dem idealen Deutsch, die Verneinung einer organischen Weiterentwicklung
und schöpferischen Phantasie der Sprache sowie seine schulmeisterlichen
Regeln überspannten jedoch den Bogen und riefen - neben Polemik
und Spott - Widerspruch hervor, nicht zuletzt von Seiten Lessings. Zu den
Kritikern aus dem Südwesten des deutschen Sprachraums gehörten die
Schweizer Gelehrtenfreunde Bodmer und Breitinger sowie - weniger oder
kaum bekannt - der Gengenbacher Benediktinerpater Augustin Dornblüth,
der 1755 in Augsburg drucken ließ „Observationes oder gründliche An-
merckungen über die Art und Weise, eine gute Übersetzung, besonders in
die teutsche Sprach zu machen". Wie der langatmige, barocke Titel2 schon
vermuten lässt, handelt es sich um ein weitschweifiges Werk von über 400
Seiten, das mit seiner heftigen Kritik an Gottsched seinerzeit auf großes
Interesse gestoßen sein muss, denn 1768 - die Autorität des „Regelpoeti-
kers" war ins Wanken gekommen - wurde eine zweite Auflage gedruckt.

Die um 1630 aus Freiburg zugewanderten Dornblüths gelangten in Gengenbach
zu hohem Ansehen und spielten drei Generationen hindurch eine
bedeutende Rolle. Sie stellten fürstenbergische Beamte, geistliche Würdenträger
und Reichsschultheiße, bevor Anfang des 19. Jahrhunderts das
Geschlecht ausstarb. Auf dem Friedhof von Gengenbach befinden sich
mehrere Epitaphe der Familie.3 Eines steht in der Nähe der Kapelle und erinnert
an Reichsschultheiß Georg Friedrich Dornblüth (1672-1718) und
Anna Maria Geppert (1680-1738), Eltern von Pater Augustin Dornblüth,
Abt von Ettenheimmünster (1740-1774), und Maria Euphrosyne Dornblüth
, Priorin des Klosters Lichtental, gestorben 1776.4 Der Abt von Ettenheimmünster
ist mit dem Verfasser der „Observationes" trotz Namensgleichheit
und vieler Gemeinsamkeiten nicht identisch.5

Der Gengenbacher Mönch Augustin Dornblüth wurde 1719 mit der
schwierigen Aufarbeitung des über Jahre angesammelten Archivmaterials
und der Fortführung der Klosterannalen (Chwnicon Gengenbacense) beauftragt
.6 Er gehörte seit Gründung im Jahre 1752 der „Societas litteraria
Germano-Benedictina" an, einer Gelehrtenvereinigung oder Art Benediktinerakademie
, die Anschluss an die europäische Wissenschaftsbewegung
mit universaler Zielsetzung im Zeitalter der Aufklärung suchte, aber nur
wenige Jahre Bestand hatte. Weitere Lebensdaten sind nicht bekannt.7 In
der Wissenschaftsgeschichte der Benediktinerklöster in Baden nimmt er
als Gelehrter und produktiver Schriftsteller eine würdige Stellung ein.8
Sein Werk umfasst an die 25 Schriften, etwa zur Hälfte Übersetzungen aus
dem Lateinischen und Französischen, und behandelt theologische Betrachtungen
, Auslegungen von Ordensregeln, Philosophie, Anleitungen
zum christlichen Leben und Predigttexte. Die Übertragungen aus dem
Französischen betreffen überwiegend Schriften von und über Armand Joannes
de Rance (1626-1700), Begründer des Trappistenordens. Mehr als
ein Dutzend seiner Arbeiten wurden zwischen 1739 und 1768 gedruckt.


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