Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 290
(PDF, 115 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2004/0290
290

Hans-Jochen Schuck

Bekomen heißt gut teutsch wol gedeyen, und wird nur vom gemeinen
Volckfür erwerben oder erlangen mißbraucht.

Erlauchten Meisters anstatt erleuchteten Meisters

NB. Dises lächerliche erlaucht, durchlauchtig, Durchlaucht muß

man nicht nur für einen Barbarismus, sondern für einen terminum
non significativum ansehen; oder sie sollen zeigen, woher sie es dan
vernünjftiglich deriviren. Es komt von Eiecht her, so muß man dan
sagen durchleuchtig, Durchleucht.

Ich schmäuchele mir keineswegs anstatt ich schmeichele mir
NB. Dises schmäuchele derivirt Gottscheden von schmauchen.
In meiner oberteutschen Region aber heißt man Tabak rauchen
gemeiniglich schmauchen."

Fremdwörter sind erlaubt, „wan teutsch nicht seiner wahren Bedeutung
nach kan gegeben werden". Also: probieren, regieren, Fundament, Testament
, Authorität, Provinz, Orient, Occident, disputieren, Geometry, Scri-
bent, Creatur u. a. m. Fremdwörter sind nicht erlaubt in der Weise, wie
Gottsched sie verwendet: Credit (für schlechten Ruf), Naturell, allegorisch
, pathetisch, Subject (für Person), Lection, Client, Satire u. a. m.

„NB. O wie werden die Weiber, Bauren undHandwercks-Leut
die Ohren spitzen und Mäuler aufsperren, wan sie dergleichen
unbekandte Wort vernehmen. Sie werden vermeynen, Gottsched
wolle sie nicht Teutsch, sondern wol gar Chinesisch lehren. "

Pater Augustinus ist bemüht, alte oberdeutsche Formen für die Schriftsprache
zu retten: ich gib, Iis, nimm, sihe, brinne, verwirf (ich gebe, lese, nehme
, sehe, brenne, verwerfe). Mit diesem archaisierenden Wortgebrauch befindet
er sich in guter Gesellschaft der Schweizer Bodmer und Breitinger
(Röslein rot; Jungfrau zart; Leiden groß) und späteren Bemühungen Les-
sings und Herders, alte Wörter wie bieder, Ger, Gau, Hort, Brunst, Hain,
Fehde zu neuem Leben zu erwecken.13

Zwei Eigentümlichkeiten der Luthersprache, von vielen Gelehrten übernommen
, werden kritisch gesehen, da - so Dornblüth - dem Oberdeutschen
fremd. Zum einen das Schluss-„e" bei Substantiven im Singular, wie
Gebrauche, Blute, Kopjfe, Glücke, Geschicke — ja sogar - Christe, und das
vor „t" beibehaltene „e", z. B. in der dritten Person Singular, wie stehet, lobet
, glaubet, dünket, oder auch im Partizip Perfekt, wie gelobet, geweinet,
gesaget. Dieses gekünstelte, sogenannte „protestantische e"u wird getadelt
. Heute sind wir glücklich darüber, diese Wortformen in der gehobenen
, poetischen Sprache noch zu haben. Zum anderen ist ihm die im deutschen
Satzbau unnatürliche Stellung des Verbs, übernommen aus dem Lateinischen
qui es in coelhis, ein Stein des Anstoßes:


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2004/0290