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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 291
(PDF, 115 MB)
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Pater Augustin Domblüth als Sprachkritiker

291

„ der du bist im Himmerl anstatt der du im Himmerl bist

daß du eingehest unter mein Tach anstatt daß du unter mein Tach
eingehest

so wird gesund mein Knecht anstatt so wird mein Knecht gesund.

NB. Auf die gleiche Weis ist die gantze teutsche Bibl contra
naturalem verborum ordinem verkehrt und wol keine eintzige
Construction zu finden, die nicht solchen Fehler mit sich führt. "

Diese Aussage ist in ihrer Allgemeingültigkeit schwer nachzuvollziehen
und maßlos übertrieben, wie überhaupt der Verfasser an vielen Stellen das
Kind mit dem Bade ausschüttet. Und trotzdem: Seine Sensibilität im Umgang
mit Sprache bleibt stets spürbar. Es ist erstaunlich und hochinteressant
, von Dornblüth trotz 250 Jahren Sprachentwicklung und Sprachwandel
auf Stil- und Übersetzungsschnitzer (nicht unbedingt „Bock") hingewiesen
zu werden, die heute noch durchaus lebendig sind und vorkommen.
Zur Aktualität trägt auch der Versuch bei, semantisch verwandte Wortpaare
zu differenzieren und im Kontext richtig zu gebrauchen: unleserlich versus
unlesbar, Widerwärtigkeit versus Widrigkeit; Schwierigkeit versus Beschwerlichkeit
; fehlen versus mangeln; dulden versus erdulden; geistreich
versus sinnreich u. a. m. Manch „Gründliche Anmerckung" könnte ohne
viele Bedenken in ein Stilwörterbuch übernommen werden. Eine späte Ehre
für einen als Sprachkritiker und Sprachförderer kaum bekannten Gengenbacher
Mönch, der in seiner Auseinandersetzung mit Gottsched den
Spracheinigern und Sprachvollendern der Weimarer Klassik15 schon ein
Stück vorausgegangen war.

Anmerkungen

1 Wilke, Edwin: Schriftdeutsch und Volkssprache in entwicklungsgeschichtlicher Darstellung
, Leipzig 1910, 166.

2 Observationes oder Gründliche Anmerckungen über die Art und Weise eine gute Übersetzung
besonders in die teutsche Sprach zu machen, wobey die Fehler der bisherigen
teutschen Übersetzungen samt denen Ursachen solcher Fehleren und daraus erfolgten
Verkehrung der teutschen Sprach, aufrichtig entdeckt werden. Nebst einer zu disem
Vorhaben unentpährlichen Critic über Herrn Gottschedens sogenannte Redekunst und
teutsche Grammatic, oder (wie er sie nennt) Grundlegung zur teutschen Sprache. Aus
patriotischem Eyfer zur Verhütung fernerer Verkehrung und Schändung der ausländischen
Bücheren ans Tagesliecht gegeben von R. P. Augustino Dornblüth, Priestern
Ord. S. Benedicti des Reichs-Gotteshauses in Gengenbach. Verlegts Matthäus Rieger,
Augspurg 1755.

3 Roschach, Julius: Die Dornblüth'schen Epitaphe auf dem Friedhof zu Gengenbach, in:
Die Ortenau 69, 1989, 345-347.


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