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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 298
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Martin Ruch

der Wohnung, setzten ihre Berufsgeschäfte fort und lebten der Hoffnung,
dass Zeit und Sparsamkeit die tief geschlagenen Wunden des Klosters nach
und nach heilen würden.

Kaum ermunterten sie sich durch diese Hoffnung, als die französischen
Truppen unterm 24.4.1797 die Abtey abermals überfielen. Durch 9 Monate
legten sich 32 französische Officiere in das Kloster mit 42 Pferden, welche
sämbtlich durch diese ganze Zeit nicht auf eine gewöhnliche, sondern bis
zum Muthwillen getriebene Art mussten unterhalten werden. Diese Officiere
luden öfters noch andere zu sich ein, so dass sich die Zahl manchmal
auf 40, 70, 80, ja 100 belief, die geradehin vorschrieben, was für Speisen,
welche Weine und Getränke man herschaffen soll. Über dies schrieben sie
der Abtey eine Requisition an Geld von 30.000 Louis vor. Da die Summe
nicht bezahlt werden konnte, so wurde der Prior der Abtey als Geisel weggeführt
und über 2 Monate auf Kosten des Klosters als solche zurückbehalten
. (...) Endlich zogen die französischen Truppen über den Rhein zurück.
Das Friedensgeschäft wurde in Rastatt betrieben. Bekanntermaßen brach
das Direktorium auf die treuloseste Art alle bereits zuvor eingegangenen
Verträge und setzte ebenso unvermuthet als wortbrüchig über den Rhein,
wodurch die Abtey neuen Drangsalen preisgegeben war. Jourdan, nachdem
er durch wiederholte Siege unseres glorreichen Erzherzogs bis an den Fuß
des Schwarzwaldes zurückgejagt und endlich genöthigt wurde, seine Stellungen
auf dem Schwarzwald zu verlassen, zog sich mit seinen übrigen
Truppen bis in die Gegenden Schutterns.

Am 6.März d.J. wurde das Amt Schuttern requiriert. 50 Ztr. Walzen, 30
Ztr. Korn, 1.000 Sester Haber, 250 Ztr. Heu und 500 Ztr. Stroh eine Requisition
, die im Verhältnisse benachbarter schon an sich weit übertrieben
war. (...) In dem nämlichen Monat wurden unter dem 31. requiriert 200
Portionen Brod, die Portion zu 58 Loth. So drückend diese übertriebenen
Lieferungen für die Abtey waren, so waren sie doch nur die Vorspiele von
weit größeren Bedrängnissen, die nachfolgten. Kaum verschwand General
Klein, so rückte am 4. dies ein Artillerie Train ein, wozu die Abtey 360
Portionen Haber liefern musste. (...) Während der Abwesenheit des P.
Priors hatte Vandame durch den nämlichen Officier von der Abtey 100
Louis d'or unter dem Vorwand abfordern lassen, dass er der Abtey eine
Sauvegarde zugeschickt und sie durch einige Tage her vor Bedrückungen
geschützt habe. Bloßer Vorwand ohne Wirklichkeit....(...) Kannibalen sättigen
sich an dem verschlungenen Raube und beruhigen sich damit wenigstens
so lange, bis sie das dringende Bedürfnis zu neuem antreibt; nicht
aber ein Volk, dem Treue, Glaube, Redlichkeit nur leerer Schall sind; das
auf Raub und blutdürstende Unterdrückungen auszieht.

Es war Abends 9 Uhr, da sich P. Prior von Sorgen und erlittenem Ungemache
zu Ruhe begeben wollte, als man ihm die Botschaft brachte, dass ein
französischer Husarenofficier mit ihm allein sprechen wolle. Dieser wies


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