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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 303
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Placidus III., letzter Ahr von Schlittern, seine „Geschichts-Erzählung" von 1799 .

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mälde, Naturaliensammlungen - alles wurde taxiert, eingelagert, verkauft,
in die eigenen höfischen Sammlungen getan oder sonst wie verwertet. Das
Tafelsilber des württembergischen Königs wurde aus eingeschmolzenem
Kirchengut hergestellt! Oder die badische Krone: in ihr wurden Edelsteine
aus Kirchenschätzen verarbeitet, darunter die Smaragd-Rose aus einem
Pektorale (Schmuckkreuz) des Bruchsaler Fürstbischofs.

Im Sommer 1806 erfolgte die Vermögensaufnahme durch den badischen
Staat: Schuttern hatte an Aktiva 1.562.720 Gulden, an Passiva dagegen
365.238 Gulden. Jährlichen Einnahmen von etwa 60.000 Gulden standen
feste Ausgaben von 12.000 Gulden gegenüber. Eine solide Basis. Und ein
Geschäft für den neuen Besitzer, der nun bestimmte, die Abtei, Nebengebäude
und Werkstätten seien zu räumen und dann zu vermieten. In einen
Flügel der Abtei sollte die Oberforstmeisterei verlegt werden, bislang befand
sie sich in Euenheim. Das Amtshaus sollte den Pfarrer aufnehmen,
die Abteikirche wurde zur Pfarrkirche erklärt. Das „Schlösschen", die aus
dem 18. Jahrhundert stammende Sommerresidenz in Heiligenzell, wurde
versteigert. Franz Meister aus Lahr erwarb es 1807, um eine Zichorienfabrik
dort einzurichten. Der „Schutterner Hof in der Herrengasse zu Freiburg
, dicht hinter dem Münster und nahe beim Sitz des Erzbischofs gelegen
(es unterstreicht die Bedeutung des Klosters), wurde dem Abt als
Wohnsitz angewiesen. Placidus III. und sein gesamter Konvent wurden auf
Pension gesetzt bzw. in neue Anstellungen eingewiesen. Die Wirtschaft
des Klosters endete offiziell zum 31. August 1806. Bei der Aufhebung des
Klosters 1806 waren außer dem Abt Placidus Bacheberle (62 Jahre) noch
28 Mönche im Kloster. Auch die weltlichen Angestellten waren nun zu
entlassen und die tägliche Speisung von Armen hatte ein Ende. Schuttern
erhielt eine eigene Pfarrei und als Pfarrer wurde der bisherige Konventuale
Josef Kohler (31 Jahre alt) eingesetzt. Er sollte noch Jahrzehnte hier tätig
sein.

Abt Placidus erhielt eine jährliche Pension von 5.000 Gulden - ein
fürstliches Ruhegehalt. Andere Prälaten bezogen weit weniger. Die Abtsin-
signien (Brustkreuz, Stab und Ring) und das Geschenk der Erzherzogin
Maria Antonia (ein reich mit Diamanten besetztes Abtskreuz mit Ring im
Wert von 4.000 Gulden) wurden ihm abgenommen. Doch bat der Abt, ihm
diese Pretiosen zu belassen, damit er wenigstens Pontifikalgottesdienst halten
könne. So geschah es, allerdings mit der Auflage, dass die Gegenstände
nach seinem Tod dem Staat zurückzugeben seien.

Im „Historisch-Statistisch-Topographischen Lexicon von dem Großherzogtum
Baden" schrieb dessen Herausgeber und Zeitgenosse Johann Baptist
von Kolb5 über den Abt: „Placidus schloß die Reihe der Äbte von
Schuttern und begab sich nach Auflösung des Stiftes nach Freyburg, wo er
noch jetzt seine angewohnte Gastfreundschaft ausübt, und als Mann von liberalen
und wohlwollenden Gesinnungen, voll Eifer für Kunst und Gesel-


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