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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 323
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Der Rüster „Musikbaron "

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während seines rund einjährigen Aufenthalts als anhaltischer Gesandter im
Jahr 1782/83 gewinnen konnte. Dies gibt ihm Gelegenheit, über Leben und
Werke einiger Wiener Musiker zu berichten - Christoph Willibald Gluck
und Karl Ditters von Dittersdorf (1739-1799) insbesondere -, und nebenbei
noch seines „geweßten Lehrers in der Setzkunst", des Stuttgarter Hofkapellmeister
Niccolo Jomelli, eingehend zu gedenken. Interessant und bezeichnend
ist dabei seine Perspektive, wenn er sagt: „Gluck wurde ungefährfür
Wien - was Jomelli für Stuttgardt gewesen war" - eine eigentümliche
Umkehrung der Maßstäbe, trotz aller Wertschätzung, die Jomelli seit
einigen Jahren wieder zuteil wird.25

Überhaupt ist es immer wieder interessant zu sehen, wie sehr sich die
Einschätzung eines Zeitgenossen von der späteren, historisch gewordenen
unterscheiden kann. So benennt der Musikbaron in einem kurzen Satz das
aus seiner Sicht überragende Dreigestirn der Wiener Komponisten:
„Gluck, Salieri, Mozard, welche fürtreffliche Künstler sind das nicht?" Für
Mozart und Salieri hat Böcklin in diesem Brief noch einen weiteren Satz
übrig - „Salieri und Mozard sind glücklicher im Ausdruck der sanften -
als der starken Leidenschaften " - und dann wendet er sich Gluck und Jomelli
zu.26

Weiterhin entwickelt der Musikbaron in diesem zweiten Brief eigene
Ansätze zu einer musikalischen Völkerkunde:

„Die Blaßinstrumente werden hier gröstentheils und bestens von
den Böhmen producirt; (ein Land, das fast ganz musikalisch ist, so,
wie ungefähr jener Theil von Franken und Schwaben, wo man fast
auf jedem Dorfe an Sonn- und Feyertägen ein Chor voll Bauern bey
der Orgel in der Kirche, eine Messe absingen, und mit allerhand
Blaß- und Saiteninstrumenten begleiten sieht) unter welchen Böhmen
hingegen die mehresten aus dem Riesengebürge kommen, allwo
es in diesem Fache sehr geschickte Leute giebt. Es wollen einige behaupten
, als seyen die böheimische Landsingschulen besser, dann
die in Mähren und Oesterreich. Ich will wohl glauben in größerer
Anzahl, allein nicht besser. "21

Im weiteren Verlauf der „Beyträge" behält der Musikbaron diese bunte
Themenmischung bei, springt von der „musikalischen Landesbeschreibung
" zur mathematisch-physikalisch untermauerten Musiktheorie, von
der Beurteilung einzelner Komponisten und Interpreten zum Instrumentenbau
. Ein paar Beispiele will ich im weiteren Verlauf meines Referats noch
anführen, ansonsten aber die Behandlung der „Beyträge" hiermit kurzerhand
abbrechen.


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