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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 334
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Christoph Schmider

Das freilich ist nun nicht sehr originell, sondern entspricht ziemlich genau
dem Stand, den die uralte Diskussion über Zusammenwirken und
Rangfolge der Künste zu Beginn des 19. Jahrhunderts erreicht hatte. Dafür
den Ausdruck „Gesamtkunstwerk" zu verwenden ist anachronistisch -
Böcklin kennt und gebraucht ihn nicht. Wie also kommt es dazu, dass ein
maßgebliches Nachschlagewerk den Musikbaron und das „Gesamtkunstwerk
" in einem Atemzug nennt? Nun, wenn ich recht sehe, hat Müller-
Blattau diese Verbindung hergestellt. Ihn könnte dabei der im Jahr 1938
naheliegende Wunsch geleitet haben, seinem „alemannischen Musikfreund
" zu einer Bedeutung zu verhelfen, die ihm allein aufgrund seiner
musikalischen Verdienste kaum zugeschrieben werden konnte. Und hierfür
war der Begriff des „Gesamtkunstwerks" in der Tat recht gut geeignet. Der
Gerechtigkeit halber sei allerdings gesagt, dass Müller-Blattau nicht plump
behauptete, Böcklin habe sich ausdrücklich zum „Gesamtkunstwerk" geäußert
, sondern nur einige Zitate aus den „Fragmenten" anführt, die seiner
Meinung nach zur „Idee des Gesamtkunstwerks" gehören.

Eine Beurteilung des Musikbarons könnte nach meinem derzeitigen
Kenntnisstand etwa folgendermaßen aussehen: Franz Friedrich Böcklin
von Böcklinsau war ein vielseitig interessierter und umfassend gebildeter
Mann, in dessen breitgefächertem Interessenspektrum der Musik eine zentrale
Rolle zukam. Wie sein Leben recht außergewöhnlich verlief, so waren
seine Ansichten nicht unoriginell, zugleich aber nicht selten ein wenig verschroben
. Als praktischer Musiker und als Komponist war er ein „Dilettant
" im ursprünglichen, seinerzeit keineswegs negativ besetzten Sinn des
Wortes. Seine Grenzen und Beschränkungen waren ihm an und für sich bekannt
, was ihn freilich nicht davon abhielt, seine eigenen Werke aufführen
und zum Teil sogar drucken zu lassen - die Nachwelt ist dadurch immerhin
in der Lage, sich ein Urteil über seine Fähigkeiten zu bilden.

Erheblich bedeutsamer als seine Kompositionen sind seine musiktheoretischen
Werke. In den „Fragmenten" findet sich Originelles neben Unaus-
gegorenem, stehen interessante Aspekte der zeitgenössischen Musiktheorie
und Musikgeschichtsschreibung neben den recht eigentümlichen Ideen eines
Freiherrn vom Lande, der sich in seinen Mußestunden zudem wissenschaftlich
-theoretisch mit der Landwirtschaft, aber auch mit den großen
ontologischen Fragen beschäftigte. Wesentlicher in meinen Augen sind die
„Beyträge". Weniger wegen Böcklins Vorstellungen zur Musikgeschichte
und -theorie oder seiner Einschätzung des zeitgenössischen Musiklebens in
den ihm bekannten Großstädten, als vor allem wegen seiner sehr aufschlussreichen
Beobachtungen zur Musikpraxis in den Städten, Klöstern
und an Adelssitzen des Breisgaus, des Elsass' und der Ortenau.

In seinen Ansichten zur zeitgenössischen Musik ist Böcklin von Böcklinsau
nicht sehr fortschrittlich, sondern hält sich lieber an Bekanntes und
Bewährtes. Seine Favoriten unter den Komponisten sind, wenn ich recht


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