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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 364
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Ulrich Coenen

gleichzeitig Vorbild für den Festsaal des Friedrichsbaus. Auf beiden Seiten
tragen jeweils sieben hölzerne dorische Säulen einen hohen Architrav und
trennen zugleich ein um zwei Stufen erhöhtes Seitenschiff ab. Auf dem Architrav
ruht ein hölzernes Tonnengewölbe, das an der dem Eingang gegenüberliegenden
Seite in eine Apsis mit ebenfalls erhöhtem Fußboden überleitet
.

Die Ausstrahlung der Festsäle im Schloss und im Schießhaus auf die
zeitgenössische Architektur war immens. Wichtigster Nachfolger ist der
Festsaal des Wiesbadener Kurhauses, das Christian Zais 1808 bis 1810 erbaute
. Es ist der Prototyp des Kurhauses im 19. Jahrhundert und hat auch
Friedrich Weinbrenners Kurhaus in Baden-Baden, das über ein Jahrzehnt
später entstand, beeinflusst. Goethe besichtigte das Wiesbadener Kurhaus
und war beeindruckt. Am 1. August 1814 schrieb er aus Wiesbaden an seine
Ehefrau Christiane Vulpius: „Für die Haasen (Hessen) aber ist hier ein
Saal gebaut, welcher den Weimarischen Schloss- und Schießhaussaal vereint
darstellt und grösser ist als jene beyde zusammen."

Die Parallelen zwischen dem Weimarer Schießhaus-Saal und dem Saal
des Bühler Friedrichsbaus sind deutlich. Beide Räume sind dreischiffig mit
überhöhtem Mittelschiff, das Fußbodenniveau der Seitenschiffe ist höher
als das des Mittelschiffs. Außerdem gibt es eine Bühne, die in Weimar und
Bühl in einem Raum untergebracht ist, der an den Chor einer Kirche erinnert
. In Weimar ist das eine Apsis, in Bühl ein dreiseitiges Polygon. Dieser
Bühne liegt sowohl in Bühl als auch in Weimar an der anderen Schmalseite
des Raumes eine Tribüne gegenüber.

Festhallenarchitektur im 19. Jahrhundert

Die Vorbilder des Bühler Friedrichsbaus finden sich nicht nur im Weimar
der Goethezeit. Die Konzeption der dreischiffigen Schützenhalle mit offenem
Dachstuhl über dem erhöhten Mittelschiff steht eindeutig in der Tradition
des basilikalen Kirchenbaus. Verwandt sind diesen Festhallen außerdem
die großen Markt- und Bahnhofshallen des 19. Jahrhunderts, die aber
in Eisen und nicht in Holz erbaut wurden und deshalb wesentlich größere
Dimensionen erreichten.

Festhallen in Holzbauweise waren in der Nachfolge des Weimarer
Schießhauses im 19. Jahrhundert in Deutschland durchaus üblich. Allerdings
sind nur noch sehr wenige Exemplare erhalten. Eines der wichtigsten
war das 1845 erbaute Schützenhaus in Kleve, das trotz seiner großen
kunsthistorischen Bedeutung wegen Baufälligkeit im Jahr 2001 abgerissen
wurde. Das langgestreckte, eingeschossige Gebäude, dessen verputzte
Langseiten in Backstein ausgeführt waren, während die Schmalseiten aus
einer Holzkonstruktion mit Fachwerkfüllung bestanden, hatte die Abmessungen
39 x 18 Meter. Über den acht hohen, schmalen Fenstern der Front-


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