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Johannes Werner
Das Krematorium im KZ Ravensbrück
Kapuziner, die die Pfarrei hatten, hineinzubringen, indem der Beamte mir
das Geständnis abpressen wollte, ich hätte dies bei den Patres am Auslandssender
gehört. Ein zweites Verhör folgte am nächsten Tage, dann keines
mehr. An diesem Tage musste ich das Ordenskleid mit dem Sträflingsanzug
vertauschen. Die ersten 6 Wochen war ich in Einzelhaft, dann musste
ich 10 Wochen die Zelle leider mit einer Frau teilen. Hier schon begannen
die qualvollen Tage der Entbehrung jedes religiösen Trostes, indem
der Gefängnisgeistliche mich nicht besuchen durfte, und es war mir nicht
erlaubt, am Gefangenengottesdienst teilzunehmen. Eine Mitschwester
durfte mich nicht besuchen, dagegen die Angehörigen. Hier und im KZ
lernte ich das Psalmwort: „An den Flüssen Babels saßen wir und weinten,
wenn wir dein gedachten, Sion", in seiner ganzen Tiefe und Schwere verstehen
. Mein Bruder, der schon am dritten Tage vor meiner Gefängniszelle
stand, erinnerte mich an das schöne Wort, das unsere Mutter gesprochen:
„Wenn unser Herrgott ein Kreuz auflegt, legt er gleich seine Hand darunter
, dass es nicht zu schwer wird!" Gegen Ende der Karlsruher Haft setzte
mir der Beamte sehr stark zu, ich solle das Ordenskleid ausziehen und zu
den NS-Schwestern übertreten, dann würde ich frei - andernfalls stehe mir
das KZ offen.
Von Karlsruhe aus wurden wir dann 14 Tage von einem Gefängnis zum
andern geschleppt, bis wir dann am 30. November '43 unser Ziel, das Konzentrationslager
Ravensbrück bei Berlin, erreichten. Es ist dies ein großes
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