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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 377
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„Bin imstande mein Schicksal zu tragen"

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Deutlich wird auch, wie leicht es war, in diese Hölle zu kommen; eine
hingeworfene Bemerkung genügte, und man hatte sein Leben verwirkt.
Und wie schwer war es, ihr wieder zu entkommen, noch nachdem sich ihre
Tore geöffnet hatten; und nach Hause zu kommen! Aber die Odyssee der
Schwester Felixina endete zum Glück dort, wo sie begonnen hatte: bei ihren
Mitschwestern und im Mutterhaus in Bühl.

An Bühl hat Schwester Felixina unablässig gedacht - was auch aus den
Briefen hervorgeht, die sie unter ihrem alten Namen, als Margarete Armbruster
, nach Hause schreiben durfte.14 Sie durfte nicht viel und vor allem
nichts Verfängliches schreiben, denn die „Postzensurstelle F.K.L. Ravens-
brück" schaute ihr, wie die entsprechenden Vermerke zeigen, gleichsam
über die Schulter; und dennoch flocht sie zwischen die üblichen Floskeln
manches ein, was nur der Adressat verstand. So schrieb sie im März 1944:
„Der 18. wird wohl mein schwerster Tag, doch auch der gesegnetste werden
. Da ist Versprechen gleich Tat. Es soll meinen Kursgenossen zugute
kommen, ihnen herzliche Glückwünsche." (Am 18. März 1937 war sie eingekleidet
worden.) Oder, im August desselben Jahres: „Schön, dass M.
Gregoria und Felixina gemeinsam ihrem Beruf obliegen." (Von ihr selber
ist die Rede, und von ihrer elsässischen Mitschwester, und verschlüsselt
auch von deren Verbleib, von dem, da sie ein Nacht-und-Nebel-Häftling
war, sonst ja niemand etwas wusste oder wissen durfte.) Oder, im März
1945: „Konnte mich so schwer entschließen, diesen Märzbrief zu schreiben
. Ihr könnt es Euch denken warum. Muß also zum 2. Mal dies Opfer
bringen. Kann mich aber trotzdem nicht von meinem hohen Ideal abbringen
. Bin bei allem Wechsel und Wirren dieser Tage ruhig in Gott. Er weiß,
was größer ist. Ob wir uns nochmals wiedersehen steht ebenso bei ihm. Fiat
. Bitte nur um ein Gedenken am 18. März." Aber sie dachte durchaus
nicht nur an sich; sie dankte für das, was man ihr, und offenbar reichlich,
aus der Heimat zugeschickt hatte, und sie sorgte sich um die, von denen sie
getrennt worden war. Und sie dachte an die Heimat selber, schöpfte Trost
auch aus ihr und aus dem, was sie in ihr gelernt hatte; etwa wenn sie im
November 1944 schrieb, es gehe ihr „wie einer Wettertanne an der Allmendhöhe
, zerzaust, aber sie steht"; oder, in einem anderen Brief unter
demselben Datum: „Wetterfest wird man nur im Sturm."

Schwester Felixina hat sich von ihrem Ideal nicht abbringen lassen und
hielt ihm, so gut sie konnte, auch in Ravensbrück die Treue - so wie viele
andere Ordensfrauen, von denen sonst nur selten die Rede ist. Da war die
erwähnte Schwester Marie-Gregoire aus derselben Kongregation; die ebenfalls
erwähnte Schwester Marcelle, die sich unermüdlich um die Opfer der
experimentierenden Mediziner kümmerte; eine russische Nonne, Mutter
Marie, die mit ihren Leidensgenossinnen betete und „zur tiefsten Kontemplation
gelangte";15 Schwester Angela Maria vom Heiligsten Herzen Jesu,
eine Trinitarierin, die 1940 nach Ravensbrück und 1942 nach Auschwitz


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