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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 385
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Sklavenarbeit in Offenburg: Der Wey des KZ-Häftlings Marko Moskowitz

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patho-Ukraine oder Ruthenien bekannt, gab es einen sehr hohen jüdischen
Bevölkerungsanteil, der überwiegend in ärmlichen Verhältnissen lebte und
für seine ausgesprochen orthodoxe Glaubensausrichtung bekannt war.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Transkarpatien, zuvor Ungarn zugehörig
, ein Teil der Tschechoslowakei. 1939 besetzte das mit Deutschland verbündete
ungarische Militär die Region und okkupierte Transkarpatien wieder
für Ungarn. Unter der ungarischen Herrschaft begannen die Repressalien
für die jüdische Bevölkerung. Moskowitz erinnerte sich vor allem an
die Anordnung, den gelben „Judenstern" auf der Kleidung zu tragen.10 Eine
dramatische Veränderung der Situation erfolgte mit der Besetzung Ungarns
durch die deutsche Armee im März 1944. Die deutschen Besatzer
führten schon einen Monat nach ihrem Einmarsch die Ghettoisierung der
ungarischen und damit auch der transkarpatischen Juden durch. Einen weiteren
Monat später wurde mit den Deportationen in die Vernichtungslager
begonnen." Im Zeitraum vom Mai bis Juli 1944 wurden etwa 440.000 ungarische
Juden aus allen Regionen direkt nach Auschwitz deportiert, wobei
man mit den orthodoxen Juden Transkarpatiens den Anfang machte.12
Auch in Solotwina hatten die Besatzer ein Ghetto errichtet, in das sich die
Familie von Moskowitz begeben musste. Wahrscheinlich im Mai 1944
wurde Marko Moskowitz, damals 16 oder 17 Jahre alt, zusammen mit seinen
Eltern und seinen Geschwistern nach Auschwitz deportiert. Nach der
Ankunft im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau erlebte Moskowitz die
ersten Tage wie betäubt und vollkommen unfähig, die Situation zu realisieren
: „For three days I did not know anything, whether night or day [...]
There was such a smoke from the crematory that one could not know anything
."13 Schon am ersten Tag wurden seine Mutter und zwei seiner jüngeren
Geschwister in die Gaskammer geschickt und dort ermordet. Marko
Moskowitz selbst gab an, von Beruf Zimmermann zu sein und machte sich
möglicherweise auch älter, da bekannt war, dass die Kinder und die Frauen
sofort umgebracht wurden. „The older ones who are able to work should
go [...] to the other side. [...] And I with my father and another brother
went to the other side", erinnerte sich Moskowitz.14 Während seiner Zeit in
Auschwitz wurde Moskowitz unter anderem Zeuge davon, wie in einer riesigen
Grube („a huge pit") in einem Waldstück unzählige Leichen verbrannt
wurden. Da die Kapazitäten der Verbrennungsöfen in Auschwitz-
Birkenau zu diesem Zeitpunkt bei der unvorstellbaren Zahl der Opfer nicht
mehr ausreichten, wurden die Toten in einer Grube verbrannt: „This was
burning day and night."15 Nach einiger Zeit wurde Moskowitz auch von
seinem Vater und seinem Bruder getrennt, die beide zunächst im Lager Bu-
na-Monowitz, einem eigenen Konzentrationslager der IG Farben in der Nähe
von Auschwitz, arbeiten mussten, bevor sie dann Anfang 1945 in das
Außenlager Gleiwitz I gebracht wurden. Moskowitz selbst meldete sich,
als man in Auschwitz Handwerker für einen Bautrupp zusammenstellte.


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