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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
84. Jahresband.2004
Seite: 442
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Walter Ernst Schäfer

mans vor der Folie von Grimmelshausens Biographie hinaus. Vom zeitgängigen
Positivismus angeregt, fragte er nach dem Erlebten, aber auch nach
dem Erlernten und bezog die pikaresken Romane und die Gesichte Mo-
scheroschs in die Interpretation des Simplicissimus mit ein.

Die Rede Schmidts kam gut an, das Echo in der liberalen Presse war begeistert
. Der Reporter des Badener Wochenblatts berichtete, Schmidt habe
in ächt wissenschaftlicher und doch populärer Weise die Bedeutung des
Tages geschildert.4,1 In dessen Berichterstattung wurden dann die Literaturverhältnisse
des 17. Jahrhunderts noch grobschlächtiger vereinfacht als in
Schmidts Rede - zum größeren Ruhm Grimmelshausens:

Man hat die Periode, in welche Grimmelshausens literarisches
Schaffen fällt, die Zeit der Nachahmung genannt - und mit Recht.
Armseliger hat es wohl nimmermehr in unserer Literatur ausgesehen
, als gerader in jener Zeit, wo alle und jede deutsche Ursprünglichkeit
, aller Sinn für vaterländisches Wesen verwischt schien.
Französische, italienische, spanische Dichter waren es, die ihre Stoffe
dem deutschen Dichterling darboten, die dieser dann frisch, frei,
fromm, froh, seinen Landsleuten zu Nutz und Frommen, nachkaute.
Und wenn wir in dieser Wüstenöde, zu welcher die Dichter jener
Zeit - Buchholz, Anton Ulrich von Braunschweig, Ziegler u. a. - den
deutschen Dichterhain umgeschaffen, auf ein so lebensfrisches, gerade
Deutschheit athmendes Werk treffen, wie Grimmelshausens
Simplicissimus, so geht dem Deutschen das Herz auf.

Auch müsste im Spannungsfeld des Kulturkampfes die im Grund durch
den Sterbeeintrag im Renchener Kirchenbuch gelöste Frage von Grimmelshausens
Konfession noch einmal aufgerührt werden:

War er Katholik oder Protestant? Wir können diese Frage weder aus
seinem Leben, noch aus seinen Schriften beantworten. Nur soviel
steht fest, daß er, wie in wissenschaftlicher Beziehung, so auch in
seinem religiös-sittlichen Denken und Fühlen hoch über seiner Zeit
stand.

Der Berichterstatter konnte das offenbar weniger von sich behaupten.

Es fehlen zureichende Angaben über die Beteiligung an der Einweihung
des Denkmals. Offenbar hatte man sich Hoffnung gemacht, das Interesse
der germanistischen und historischen Fachwissenschaft werde größer sein
als im Jahr 1876. Doch Adelbert von Keller, Felix Dahn, auch Viktor von
Scheffel ließen sich entschuldigen, schickten Grußbotschaften.48 Von der
Teilnahme anderer Wissenschaftler ist nichts bekannt. Aus London schickte
Karl Blind (1826-1907), der an der Revolution 1848/49 beteiligt war, ei-


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