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Kurl Klein
In Wolfach hielt die „Großh. Kreisschulvisitatur" eine Lehrerkonferenz
für den Wolfacher Amtsbezirk ab, auf der auch „Mitteilungen des Kreisschulrats
zur Hebung des Schulunterrichts" vorgetragen wurden. „Das Mitbringen
von Papier und Bleistift zu Notizen ist wünschenswert. Die Ortsschulbehörden
werden hiermit veranlaßt, dies dem Lehrpersonal sofort bekannt
zu geben." Die „Idiotenanstalt" Mosbach suchte für ihre „147 geisteskranken
Kinder" über die Tagezeitungen finanzielle „Unterstützung und
Hilfe". Sorge auch in Zell a. H., wo „sämtlichen Arbeitern der Firma Stein
u. Cie, Papierfabrik, mit vierwöchentlicher Frist gekündigt" wurde.
Kommt uns dies in unseren Tagen nicht irgendwie bekannt vor? ...
Das Gericht verhandelte über einen „Verkehrsunfall", der sich in Gutach
zugetragen hatte: Die Pferde der Kutsche des Schramberger Grafen von
Bissingen scheuten beim Herannahen des „Motorwagens des Baron von
Maier" aus Paris. Dabei verunglückte der Fuhrknecht tödlich. Obwohl dem
adligen Autolenker keine Schuld wegen überhöhter Geschwindigkeit nachgewiesen
werden konnte, „verstand sich aber doch Baron v. Maier dazu,
der Witwe des getöteten Knechts die Summe von 2.500 Mark auszuzahlen
". Nun die bessere Nachricht, nach der mit dem Bau der Seilbahn vom
Schotterwerk Vulkan zum Bahnhof in Haslach begonnen werden konnte.
In Kirnbach entschloss sich der Bürgerausschuss zum Kauf des stattlichen
„Ritterhofes" des „Hrn. Geh. Oberregierungsrates Sprenger in Karlsruhe"
zum Preis von 230.000 Mark.
Die „Radfahrervereine" von Hornberg und Villingen leisteten den Wolf-
achern Schützenhilfe bei der Gründung des „Radfahrer-Club ,Schwalbe'
Wolfach". Wenig später konnte der Zeitung entnommen werden: „Wolfach
- Schramberger Radfahrer hielten auf der Strecke Schramberg - Wolfach
ein Straßenrennen ab. Viele Frühaufsteher gewahrten mit Erstaunen die abgehetzten
Gestalten mit bloßen Knieen und aus dem Mund heraushängenden
Lappen in unsere Stadt einfahren und schüttelten die Köpfe über diese
Art von Vergnügen." Wahrscheinlich hatte man vor 100 Jahren noch nichts
vom Leistungssport gehört!
Juni 1903: Organisten streiken
Vor 100 Jahren zog sich das Großherzogliche Ministerium des Kultus und
Unterrichts die Spendierhosen an. Es gewährte den „gewerblichen Fortbildungsschulen
" in Haslach, Hausach, Wolfach und Schiltach einen achtbaren
„Staatszuschuß". Ein Reallehrer der „Bürgerschule" in Hornberg erhielt
anlässlich seiner Pensionierung das „Verdienstkreuz vom Zähringer
Löwen". In Oberharmersbach schloss sich auch der dortige Hauptlehrer
der „Organistenstreikbewegung" an. Er verlangte für seine Dienste jährlich
300 Mark, während der Stiftungsrat nur 250 Mark bewilligte. Deshalb
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